Historiker und Fußballer diskutieren im Clubheim über Migration und Rassismus
Dienstag, 04. März 2025, 14:30 Uhr
Kurz nach der Bundestagswahl lud der FC St. Pauli im Clubheim zu einer Diskussionsveranstaltung mit dem Historiker Patrice Poutros ein, um im Rahmen des Black History Months über die Asyldebatte und Rassismus im Wahlkampf zu debattieren. Auch FCSP-Spieler Oladapo Afolayan sprach vor Ort über die Perspektive von Schwarzen Menschen in unserer Gesellschaft.
Im Clubheim stand nicht nur der Wahlkampf selbst im Mittelpunkt, sondern welche Rolle ostdeutsche Perspektiven, das Thema Migration allgemein und die Lebenswirklichkeit Schwarzer Menschen in Deutschland miteinander verknüpft sind.
Patrice Poutrus
fordert Aufmerksamkeit
Der Publizist Patrice Poutrus, der unter anderem im Stiftungsrat der Amadeu Antonio Stiftung mitwirkt und derzeit an der Universität Osnabrück tätig ist, teilte seine kritische Einschätzung der Asyldiskussion: „Ich glaube, dass es die Migrationsdebatte ohne Rassismus gar nicht geben würde. Es ist häufig die Frage, wer dazugehört und wer nicht. Für Menschen, die erst seit einiger Zeit hier sind und für alle People of Color besteht oft der Eindruck, dass ihre Legitimation zur Teilhabe in Frage gestellt wird. Das finde ich bedrohlich – ganz allgemein, aber auch für mich persönlich.“
Poutros, Autor des Buchs „Umkämpftes Asyl“ und Mitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, appellierte, sich den Leuten zuzuwenden, die am meisten von dieser Entwicklung bedroht werden.
Oladapo Afolayan
betont Vorbildfunktion
In einem sehr persönlichen Gespräch betonte FCSP-Spieler Oladapo Afolayan außerdem die Bedeutung des Black History Months. Für ihn zeige dieser Monat, dass Perspektiven Schwarzer Menschen in unserer Gesellschaft immer noch unterrepräsentiert sind. Dabei wies er auch auf systemische Probleme von Rassismus hin – sei es bei der Polizei, im Arbeitsmarkt oder in anderen gesellschaftlichen Bereichen.
Zudem betonte Afolayan seine Verantwortung als Spieler und Vorbild: „Mit zunehmendem Alter wird mir bewusst, dass ich nicht nur für den Fußball stehe, sondern auch eine Vorbildfunktion habe. Junge Menschen schauen zu mir auf und deshalb ist es wichtig, dass ich meine Geschichte erzähle und meine Kultur repräsentiere.“
Die Veranstaltung war vom FC St. Pauli organisiert worden, mit Unterstützung des Clubheim Kollektivs. Im kommenden Jahr soll der Black History Month möglichst eine größere Rolle für den Verein spielen.
(pg/tb)
Fotos: FC St. Pauli