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Stolperstein für Arthur Mannheimer

Nachdem im Frühjahr dieses Jahres bereits vier Stolpersteine für den jüdischen Fußballer Selig Cahn und seine Familie eingeweiht wurden, hat das FC St. Pauli-Museum nun die Patenschaft für zwei weitere Steine übernommen: Seit dem 12. November 2024 erinnern in der Simon-von-Utrecht-Straße 89 zwei Gedenksteine an den Hamburger Sportpionier Arthur Mannheimer und seine Schwester Gertrud.

Arthur Mannheimer engagierte sich viele Jahre als Sportler, Trainer und Funktionär in der Hamburger Leichtathletikszene. Als Mitglied des SC Victoria rief er 1909 gemeinsam mit Walther A. Cordua die legendäre Alsterstaffel ins Leben. 1910 trat Arthur Mannheimer der Spielabteilung des Hamburg-St. Pauli-Turnvereins bei, aus der 1924 der FC St. Pauli hervorging. Im März 1910 übernahm er dort das Amt des Schriftwarts. Er erklärte den braun-weißen Fußballern die offiziellen Regeln des Ligabetriebs und war maßgeblich am Aufbau der ersten Schülermannschaften beteiligt. Bevor er 1911 erneut zu Victoria wechselte, übernahm er kurzzeitig die Leitung des Fußballausschusses am Millerntor.

Arthur Mannheimer lebte über 30 Jahre auf St. Pauli. Nach der Machtübernahme der NSDAP und dem Ausschluss aller jüdischen und als jüdisch verfolgten Sportler*innen aus den bürgerlich-paritätischen Sportvereinen blieb er seiner Leidenschaft treu. Als Leichtathletiktrainer des jüdischen Sportvereins Blau-Weiß war Arthur Mannheimer auch an der Kollaustraße, auf dem heutigen Trainingsgelände des FC St. Pauli, aktiv – bis die Novemberpogrome 1938 den jüdischen Sport abrupt beendeten. Das NS-Regime verbot Jüdinnen und Juden, öffentlich Sport zu treiben. Jüdische Vereine wurden zwangsweise aufgelöst und die Vermögen beschlagnahmt.

Am 25. Oktober 1941 wurden Arthur Mannheimer und seine Schwester Gertrud vom Hamburger Hannoverschen Bahnhof aus in das Ghetto Lodz/Litzmannstadt deportiert. Fast ein Jahr lang überlebten sie Hunger, Kälte und unerträgliche hygienische Verhältnisse. Am 12. September 1942 wurden die Geschwister als „nicht mehr arbeitsfähig“ in das Vernichtungslager Kulmhof/Chelmno deportiert und sofort nach der Ankunft ermordet.

Arthur Mannheimer (auf dem Foto ganz rechts) bei einer Sportveranstaltung 1926

Arthur Mannheimer (ganz rechts) bei einer Sportveranstaltung 1926

Eine ausführliche Biografie über Arthur Mannheimer findet sich in Frauke Steinhäusers Buch „… bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden im April 1933. Jüdische und als jüdisch verfolgte Sportler*innen im Nationalsozialismus in Hamburg“ – erhältlich u. a. bei der Geschichtswerkstatt Eppendorf.

 

Text: 1910 e.V.

Fotos: FC St. Pauli / 1910 e.V.

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