1977er-Kapitän Höfert: „Wir wollten das erste Spiel unbedingt gewinnen“
Donnerstag, 12. Dezember 2024, 11:00 Uhr
Im Sommer 1977 feierte der FC St. Pauli seinen ersten Bundesliga-Aufstieg und beim Bundesliga-Debüt empfingen die Braun-Weißen am 6. August 1977 den SV Werder Bremen. Dank dreier später Treffer gewann unser Team mit 3:1. Der damalige Kapitän Rolf Höfert erinnert sich an die Partie zurück und hofft für das kommende Duell auf einen erneuten Sieg.
Wenn unser FC St. Pauli an diesem Sonnabend (14.12.) den SV Werder Bremen am Millerntor empfängt, kommt es zum 57. Pflichtspiel zwischen beiden Vereinen. Erstmals standen sich beide Clubs im Oktober 1947 in der damaligen Oberliga Nord gegenüber. Bis zu Werders Aufstieg in die 1963 neu gegründete Bundesliga trafen beide Vereine regelmäßig in der Oberliga Nord aufeinander, 1977 war es dann auch in der Bundesliga so weit. Nach einer überragenden Saison in der 2. Bundesliga Nord – mit 27 Spielen in Folge ohne Niederlage – feierte unser FCSP den ersten der inzwischen sechs Aufstiege.
Mittendrin: Rolf Höfert. 1971 von Barmbek-Uhlenhorst ans Millerntor gewechselt, entwickelte sich der technisch starke Linksfuß schnell zu einem Führungsspieler. Er hatte unser Team dann auch als Kapitän zum ersten Aufstieg geführt und in der Bundesliga-Saison 1977/78 trug der flexibel einsetzbare Höfert weiterhin die Kapitänsbinde. Der Spielplan bescherte unserem Team beim Bundesliga-Debüt ein Heimspiel, erster Gegner am Millerntor war der SV Werder Bremen. Auch wenn das Spiel inzwischen über 47 Jahre zurückliegt, kann sich Höfert an das historisch erste Bundesligaspiel unseres FCSP noch recht gut erinnern. „Es war der 6. August, der Geburtstag meines damals schon verstorbenen Vaters, und das erste Spiel in der Bundesliga überhaupt. Vor dem Anpfiff habe ich Weltmeister Horst-Dieter Höttges, Bremens Kapitän, die Hand schütteln dürfen. Das Spiel selbst war nicht berauschend. Werder ging in Führung. Müsste durch Røntved gewesen sein, oder?“ Absolut richtig! Per Røntved erzielte in der 72. Minute die Führung für die Gäste.
Bremens Führung hielt aber nicht allzu lange: Dietmar Demuth konnte die Anfang Oktober 2024 verstorbene Werder-Legende Dieter Burdenski gleich doppelt vom Elfmeterpunkt (80., 88.) überwinden. Mit seinem Treffer in der Schlussminute machte Goalgetter Franz Geber den ersten Bundesligasieg unseres FC St. Pauli perfekt. „Wir wollten das erste Spiel unbedingt gewinnen und haben es auch geschafft“, erinnert sich Höfert.
Im Laufe der Saison gab es dann nur noch fünf weitere Siege zu bejubeln, darunter der historische 2:0-Erfolg beim HSV. „Am Ende sind wir sang- und klanglos abgestiegen und das hatte einen guten Grund“, so unser damaliger Kapitän. Mit Gino Ferrin, Walter Frosch, Manfred Mannebach und auch Höfert selbst, der sich im Februar 1978 einer Achillessehnen-OP unterziehen musste, fielen gleich vier Stammspieler in der Rückrunde verletzt aus. Das war einfach zu viel.
Apropos viel: Nicht weniger als 400.000 D-Mark hatte der FC Bayern München bereits in der Winterpause für Höfert geboten. Der Verein lehnte aber ab und Höfert, den der FCB für den zu New York Cosmos gewechselten Franz Beckenbauer holen wollte, blieb am Millerntor. Das aber auch nicht mehr allzu lange: Im Januar 1979 wechselte er nach 212 Spielen und 47 Toren für unseren FCSP zum FC Bern, für den er bis zu seinem Karriereende 1988 spielte. Den FCSP hat er nie aus den Augen verloren und so verfolgt er regelmäßig die Spiele, wenn auch nicht jede Partie. „Ich war acht Jahre beim FC St. Pauli, habe viele Höhen und Tiefen erlebt und bin mit dem Verein verbunden. Ich verfolge die Spiele und weiß immer, wie es läuft und wo der Verein steht“, so der Wahl-Schweizer heute.
Höfert blieb nach der aktiven Karriere in der Schweiz und arbeitet dort noch immer als Chef einer Tochterfiliale der Familienfirma, die in Hamburg Spezialdichtungen herstellt. In der Hansestadt ist Höfert aktuell sogar zu Besuch. Der gebürtige Hamburger bleibt ein paar Tage und wird gegen Werder Bremen erstmals auch wieder am Millerntor sein. „Gegen Aue war ich letztmals dabei, das müsste 2017 gewesen sein. Mein Sohn kommt mit seinen Kindern aus Sevilla, er hat die Karten organisiert.“
Es kann sicherlich nicht schaden, wenn der Kapitän der Mannschaft, die den bislang einzigen Sieg gegen Werder Bremen in der Bundesliga geholt hat, live vor Ort dabei ist. „Bremen sollte mit Blick auf die gesamte Saison mehr Substanz haben. Aber warum sollten wir das Spiel nicht gewinnen? In einem Spiel ist alles möglich“, hofft er auf den zweiten Bundesligasieg gegen die Grün-Weißen. Und wie sieht Höfert die Chancen, dass unsere Jungs im Gegensatz zur Saison 1977/78 am Ende auch die Klasse halten können? „Man muss das natürlich abwarten, mögliche Verletzungen können entscheidend sein. Die konnten wir damals nicht auffangen. Ich hoffe und wünsche mir natürlich, dass die Mannschaft es schafft und drinbleibt.“
(hb)
Fotos: Witters