„Wir können uns auf eine Rückrunde freuen, die nicht weniger anspruchsvoll wird“
Freitag, 03. Januar 2025, 09:00 Uhr
Noch bevor unsere Mannschaft am Donnerstagnachmittag (2.1.) erstmals im Jahr 2025 auf dem Trainingsplatz stand, stellten sich Sportchef Andreas Bornemann und Cheftrainer Alexander Blessin am Millerntor den Fragen der Medienvertreter*innen. Dabei sprachen Bornemann und Blessin u.a. über...
...die bisherige Saison:
Andreas Bornemann: „Es gab bislang keine großen Überraschungen. Es hat sich genau das gezeigt, was wir im Vorfeld ein Stück weit erwartet haben. Diese Liga wird eine riesige Herausforderung für uns und das auf allen Ebenen. Nicht nur für uns als Mannschaft, sondern für den gesamten Verein. Wir haben früh gesagt, dass wir Bundesliga-Aufsteiger sind und gerne Bundesligist werden möchten. Wir wissen, dass es deutlich schwieriger sein wird, die Klasse zu halten als in die Bundesliga aufzusteigen. Wir mussten uns auf Negativerlebnisse einstellen, obwohl man nicht gerne verliert. Das haben wir mit Alex an der Spitze des Trainerteams bislang hervorragend hinbekommen. Es gab Spiele und Ergebnisse, mit denen wir nicht zufrieden waren. Die Mannschaft hat im Kalenderjahr 2024 und in der Bundesliga-Halbserie aber für mich kein einziges Mal enttäuscht. Wir können uns auf eine Rückrunde freuen, die nicht weniger anspruchsvoll wird. Die Vorzeichen werden keine anderen sein. Wir wollen fleißig Punkte sammeln. Im Mai schauen wir dann, ob es für unser Ziel, Bundesligist zu bleiben, dann auch gereicht hat.“
Alexander Blessin: „Die ersten drei Spiele haben wir noch als Lehrgeld bezeichnet, obwohl wir gut performt haben. Nimmt man die 15 Spiele, kann man in der Summe erkennen, wie wir spielen wollen. Die Prämisse war, dass es ekelhaft sein soll, gegen uns zu spielen. Ich denke, dass viele Teams sehr ungerne gegen uns gespielt haben. Dass nach oben und unten Schwankungen dabei waren, ist auch klar. Das oberste Ziel war, auf uns zu schauen. Wir müssen immer die 100 Prozent erreichen, um Spiele zu gewinnen. Wir stehen aktuell auf einem sehr angenehmen Tabellenplatz, ich hebe aber mahnend den Finger: Wir haben noch gar nichts erreicht, es ist nur eine Momentaufnahme. Wir müssen Vollgas geben. In den verbleibenden Spielen wird alles von uns abverlangt. Ich bin guter Dinge. Was die Arbeitsmoral betrifft, habe ich immer gesagt, dass es nicht eine Trainingswoche gab, in der die Jungs nicht mitgezogen haben. Deshalb bin ich auch so positiv gestimmt, dass wir den Schwung ins neue Jahr mitnehmen.“
...den wenige Stunden nach der Presserunde verpflichteten Noah Weißhaupt:
Andreas Bornemann: „Mit ihm haben wir uns vor zwei Jahren erstmals beschäftigt. Als Freiburg damals Kevin Schade nach Brentford verkauft hatte, war das Thema erledigt. Jetzt ging wieder eine Tür auf. Wir haben der Leihe bis zum Sommer zugestimmt, ihn sehen wir perspektivisch auf einer zentralen Position bei uns.“
Alexander Blessin: „Das Thema, dass wir zu wenig Tore haben, wird immer wieder aufgegriffen. Mir war immer wichtig, wie viele Chancen wir uns erarbeitet haben. Die Werte waren für mich immer ganz okay. Mit Noah bekommen wir noch mal Qualität, gerade im Eins-gegen-Eins und mit dem Tempo. Wir bekommen das dazu, was uns bislang ein bisschen gefehlt hat.“
...der in den Medien als Neuzugang gehandelten Abdoulie Ceesay:
Andreas Bornemann: „Er hat ein Profil, das sehr gut zu uns passt. Es sind noch einige Dinge zu besprechen, um alles zu realisieren. Das wird noch Zeit in Anspruch nehmen.“
Alexander Blessin: „Andreas und ich haben uns die ganze Zeit ausgetauscht. Wir müssen uns auf ein Segment von Ländern spezialisieren. Wenn in Belgien ein Spieler eine gute Saison hat, dann sind die Spieler für uns nicht bezahlbar. Dann kosten Spieler schnell mal fünf bis acht Mio. Euro. Wir sind mit unserem Chefscout Jan Sandmann überragend besetzt und immer im Austausch, dass wir uns auf solche Länder wie Estland konzentrieren. Ceesay ist ein sehr interessanter Spieler, der unsere Flexibilität pushen würde. Wir hatten gerade in den letzten Wochen Probleme, auch wenn alles gut funktioniert hat. Wir wollen uns in der Breite verbessern.“
...mögliche Abgänge in der Winter-Transferperiode:
Andreas Bornemann: „Wir haben die letzten Spiele 2024 mit dem gefühlten letzten Aufgebot bestritten. Wir haben alle gebraucht und es deutet alles darauf hin, dass das in den ersten Spielen auch der Fall sein wird. Man muss schauen, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn mache Spieler schneller zurückkommen und die Neuen greifen, dann kann es schon sein, dass ein Spieler auf uns zukommt. Für den Moment ist aber nichts geplant. Vielmehr planen wir, dass wir mit der aktuellen Gruppe die Rückrunde bestreiten und vielleicht noch was dazukommt. So früh im Januar kann man aber nicht ausschließen, dass es noch eine Veränderung geben kann.“
…den aktuellen Stand bei Elias Saad, Connor Metcalfe, Robert Wagner und Karol Mets:
Alexander Blessin: „Sie sind auf einem guten Weg. Elias ist weiter vor seinem Zeitplan und hat in den vergangenen Tagen Tempoläufe absolviert. Da müssen wir schauen, wie er die verkraftet. Der nächste Schritt ist, wie wir ihn einplanen können. Da geht es dann darum, wie der Schmerzpunkt mit dem Ball und in Zweikämpfen ist. Wir wollen ihn sukzessive einbauen. Bei Connor wird der Schmerzpunkt bei der Belastung immer weniger, sodass wir ihn immer mehr belasten können. Wir wollen ihn auch nicht zu früh reinschmeißen. Wir geben ihm die Zeit und sind froh, wenn er wieder zum Team dazustoßen kann. Wir wissen, wie wichtig Connor für die Mannschaft ist. Auch bei ihm sind wir guter Dinge. Bei Robert war es nicht nur ein Muskelfaserriss, die Sehne war auch beteiligt. Da muss man aufpassen. Er hat mit Elias Läufe absolviert und hat die auch gut verdaut. Robert kann den nächsten Schritt gehen, er braucht aber noch Zeit. Alle drei geben Vollgas und wollen möglichst schnell zurückkommen. Karol ist noch nicht wieder im Mannschaftstraining dabei. Ich erwarte ihn schnellstmöglich zurück, wir müssen aber noch abwarten.“
...die inhaltlichen Themen in der kurzen Vorbereitung:
Alexander Blessin: „Wir haben jetzt eine sehr kurze Woche mit dem Testspiel in Braunschweig. Das Spiel gegen den Ball wird immer unser Steckenpferd sein und daran werden wir weiter arbeiten – ganz egal ob im 5-3-2 oder mit drei Stürmern. Zusätzlich zur Arbeit gegen den Ball kommt es auch auf die Umschaltmomente an. Wir haben ein paar Situationen liegengelassen, da können wir uns noch steigern. Wir hatten viele Ballgewinne, zu oft hat aber der letzte Pass gefehlt. Wenn wir da besser und auch ruhiger agieren und die letzten beiden Pässe vor einer Möglichkeit besser ausspielen, dann werden wir noch mehr Torchancen haben und dann auch mehr Tore schießen. An den beiden Blöcken arbeiten wir in der kurzen Zeit.“
...das erste Halbjahr mit dem FC St. Pauli in der Bundesliga:
Alexander Blessin: „Wenn man als Trainer komplett neu dazukommt, ist es nicht ganz einfach. Die Mannschaft und das Staff-Team haben es mir leicht gemacht. Was die tägliche Arbeit und das tägliche Miteinander angeht, macht es mir einfach riesig Spaß. Es fiel mir sehr leicht, Fuß zu fassen, weil der FC St. Pauli und Union Saint Gilloise von der Denkweise her sehr ähnliche Vereine sind. Die Bundesliga ist noch mal was Größeres, alleine schon medial.“
...die Re-Investition von Transfererlösen:
Andreas Bornemann: „Der Verein hat es nach zwei schwierigen Jahren wieder geschafft, ein positives Ergebnis einzufahren. Das hatte auch mit den Transfererlösen für Eric da Silva Moreira und Fabian Hürzeler zu tun. Ich würde gerne sagen, dass wir das, was wir durch Transfers einnehmen, auch wieder reinvestieren. Es ist nicht immer so möglich, wie man es sich wünscht, und das akzeptieren wir. Wir hoffen, dass es in der Zukunft hoffentlich nicht mehr nötig sein wird.“
...die Bedeutung der Genossenschaft:
Andreas Bornemann: „Die Genossenschaft ist ein extrem wichtiges Thema. Jeder interpretiert 'Ein anderer Fußball ist möglich' für sich. Wenn man sich auf seinen Weg macht und man nicht die Thematiken Ausgliederung und Investoren hat, ist die Genossenschaft das perfekte Modell. So kann man versuchen, einerseits Entlastung zu schaffen und andererseits Investitionsmittel freizubekommen, um beispielsweise am Trainingszentrum oder am Millerntor-Stadion Dinge umzusetzen. Es ist völlig undenkbar, dass wir den Vorstand der Genossenschaft fragen, ob sie von den 18 Millionen nicht auch mit zwölf Millionen klarkommen und uns den Rest geben. Perspektivisch wird es uns im sportlichen Bereich aber helfen.“
(hb)
Fotos: FC St. Pauli / Witters