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NLZ-Leistungsbereich zu Besuch in Hanau: Erinnern heißt Verändern

Anfang dieser Woche machten sich unsere Young Rebels aus dem Leistungsbereich auf den Weg nach Hanau. Im Mittelpunkt der Reise stand der Besuch der Initiative 19. Februar, die sich für das Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags von 2020 einsetzt. Der Austausch mit Angehörigen und das Engagement vor Ort waren dabei ebenso wichtige Elemente wie das abschließende Benefizspiel gegen die U19 von Eintracht Frankfurt, dessen Erlös der Initiative zugutekam.

Bereits seit März 2022 besteht eine enge Verbindung zwischen dem FC St. Pauli und der Initiative 19. Februar Hanau, die uns in Hamburg schon zweimal besuchte. Seitdem ist das Gedenken an die Opfer des Anschlags fest in unserem Vereinsalltag verankert. Jedes Jahr findet am Spieltag nach dem 19. Februar eine Schweigeminute vor einem Spiel unserer U19 statt. Im vergangenen Jahr liefen unsere Young Rebels am 28. Mai 2023 beim Heimspiel der Profis gegen den Karlsruher SC in der Halbzeitpause mit einem Banner durch das Millerntor-Stadion. 

„Einige Spieler hatten den Wunsch geäußert, nach Hanau zu fahren. Es zeigt, dass unsere werteorientierte Talententwicklung Früchte trägt“, betont Stephanie Gonçalves Norberto, pädagogische Leiterin im NLZ.

Anreise und erste Eindrücke

Am Montag (21.10.) startete die Reise mit der Bahn nach Hanau. Nach der Ankunft ging es direkt in ein Testspiel gegen Rot-Weiß Frankfurt, das unsere Young Rebels für sich entschieden. Untergebracht waren die Jungs in einem Hotel im Zentrum Hanaus, direkt gegenüber der Initiative. Einige Spieler nutzten die Gelegenheit bereits noch am Abend nach dem Testspiel, um sich die Räumlichkeiten der Initiative anzusehen und erste Eindrücke zu gewinnen.

Gedenken und Austausch

Am Dienstag (22.10.) stand das Gedenken an die Opfer im Vordergrund. Nach dem Frühstück besuchten unsere jungen Kiezkicker gemeinsam die Initiative 19. Februar und nahmen an einer Gesprächsrunde mit Angehörigen von Sedat Gürbüz, Gökhan Gültektin, Vili Viorel Păun, Hamza Kurtović und Said Nesar Hashemi teil. Dabei wurde erzählt, was in jener Tatnacht geschah, für was die Initiative sich täglich einsetzt und es wurden Fragen der Spieler beantwortet. Gemeinsam begaben sie sich auf den Weg zu den Tatorten und rekonstruierten die Ereignisse jener Nacht im Jahr 2020.  Sehr bewegend war auch der Besuch des zweiten Gedenkorts im Hanauer Stadtteil Kesselstadt, der an den Mut des Retters Vili Viorel Păun erinnert. Sein Vater Nico Păun erinnert, dass sein Sohn den Täter verfolgte und damit Menschenleben rettete.

Am Nachmittag teilten sich die Spieler in Gruppen auf und packten tatkräftig in der Initiative mit an. Es wurden Bilder der Verstorbenen für die Gedenkorte neu laminiert, Tische für ein gemeinsames Essen gedeckt und zusammen mit Emis Gürbüz, die Mutter des Verstorbenen Sedat Gürbüz, gekocht. Der Tag klang in einer zwanglosen Atmosphäre aus, die von Offenheit und Austausch geprägt war. Kapitän Juri Behr hielt eine Rede und überreichte der Initiative ein Trikot.

„Die gemeinsamen kleinen Aktionen am Abend mit den Angehörigen und das Benefizspiel gegen Eintracht Frankfurt, sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Es geht darum unsere Spieler in ihrer Handlungsfähigkeit zu fördern und sie in ihrer Selbstermächtigung zu stärken“, so Stephanie Gonçalves Norberto.

Benefizspiel und Abschluss

Der Mittwoch (23.10.) begann mit der Fahrt zum Herbert-Dröse-Stadion, wo das Benefizspiel gegen die U19 von Eintracht Frankfurt stattfand. Die Spieler beider Teams trugen T-Shirts mit den Namen und Gesichtern der Verstorbenen und liefen damit ein. Vor dem Anpfiff gab es eine Schweigeminute, um der Opfer zu gedenken. Anschließend machten beide Teams ein gemeinsames Foto mit den Angehörigen und setzten vor Anpfiff gemeinsam ein Zeichen des Erinnernd und der Solidarität.  

In der Halbzeitpause hielt Cetin Gültekin, Bruder des Verstorbenen Gökhan Gültektin, eine kurze Rede und bedankte sich bei den Vereinen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Am Ende gewannen unsere Young Rebels mit 5:3, doch das Ergebnis war mehr als nebensächlich.

Ermöglicht wurde das Spiel durch zahlreiche helfende Hände, besonders durch den Hanauer Sportclub 1960 e.V., dem unser besonderer Dank gilt. Nach dem Spiel ging es zurück nach Hamburg – im Gepäck viele bewegende Eindrücke und die Gewissheit, dass Erinnern auch Verändern bedeutet.

#SayTheirNames

(lj)

Fotos: FC St. Pauli / Eintracht Frankfurt

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