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„Fußball. Flucht. Exil.“ - Sonder-Ausstellung im FCSP-Museum würdigt Max Kulik

Einem Team des FC St. Pauli-Museums ist die erste umfassende Rekonstruktion der Biografie eines jüdischen Fußballers aus St. Pauli gelungen. Bislang war über jüdische Mitglieder des FC St. Pauli und seines Vorgängervereins Hamburg-St. Pauli Turnverein nur wenig bekannt. Die Forschungsergebnisse werden ab sofort in einer Sonder-Ausstellung im FC St. Pauli-Museum präsentiert.

„Wenn Du wüsstest, wie ich herumgewandert bin…“: Wer den von St. Pauli über Berlin, Paris, Marseille und Trinidad bis New York reichenden Lebensweg Max Kuliks mit seinen vielen Stationen verfolgt, erkennt, dass dieses Zitat aus einem Feldpostbrief ein deutliches Understatement darstellt. Am 10. Juni 2023 hätte der talentierte Fußballer und innovative Arzt – unter anderem ein Vorreiter der modernen Sportmedizin – seinen 125. Geburtstag gefeiert. Er spielte ebenso in einem Team mit dem langjährigen Präsidenten des FC St. Pauli, Wilhelm Koch, wie – in einer Regimentsmannschaft – mit dem HSV-Stürmerstar Tull Harder, während der NS-Zeit Aufseher im KZ Neuengamme. In seiner Zeit beim Eimsbütteler TV siegte Kulik mit seinen Teamkameraden gegen Rapid Wien – in den 1920er-Jahren als „beste Mannschaft des Kontinents“ gefeiert.

Dabei hat Max Kuliks Lebensweg exemplarischen Charakter, denn er streift in unfassbar direkter Weise Knoten- und Verdichtungspunkte der Geschichte von Flucht, Verfolgung und Exil in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur. Kulik flieht nach Frankreich, wird interniert, tritt der Fremdenlegion bei, wird abermals in Haft genommen, lernt berühmte Größen des kulturellen Exils kennen, gelangt schließlich in die USA – und sieht sich auch dort einer Gesellschaft gegenüber, die den Verfolgten des NS-Regimes oftmals skeptisch bis offen feindselig gegenübertritt.

Durch die Begleitung Max Kuliks auf seinem bewegten Lebensweg wird ein wichtiges (und gerade im Bereich von Flucht und Exil zum Teil wenig erforschtes) Kapitel der deutschen Geschichte in persönlicher Weise erfahrbar.

Ein Besuch der Sonder-Ausstellung lohnt sich längst nicht nur für Fußballinteressierte, sondern für alle, die an der deutschen Geschichte und Kultur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie der Geschichte des Holocaust interessiert sind.

Die Sonder-Ausstellung kann zu den folgenden Öffnungszeiten besucht werden:

  • Freitags von 15 bis 19 Uhr
  • Sonnabend von 11 bis 19 Uhr
  • Sonntags von 10 bis 15 Uhr

Der Eintritt ist im Ticket zur Dauerausstellung KIEZBEBEN inbegriffen (7 Euro / 4 Euro ermäßigt). Neben der 2020 gestarteten Dauerausstellung KIEZBEBEN sowie der Sonder-Ausstellung „Fußball. Flucht. Exil“ zeigt das FCSP-Museum aktuell weiter und ohne Aufpreis die Sonderausstellung „20 Jahre Ultrà Sankt Pauli – Geschichte wird gemacht“ über die größte und einflussreichste Fangruppe am Millerntor.

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Weitere Infos:

Möchtest Du das FC St. Pauli-Museum und seine Projekte unterstützen? Dann werde Museums-Mitglied! Es dauert nur ein paar Minuten und ist schon ab 2 Euro im Monat möglich. Hier eine Mitgliedschaft abschließen!

 

(hb)

Fotos: FC St. Pauli

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