Neuauflage der Studie zum FC St. Pauli im "3. Reich"
Sonnabend, 09. September 2017, 10:00 Uhr
Mit seiner Studie „Mit deutschem Sportgruß. Der FC St. Pauli im Nationalsozialismus“ lieferte der Historiker Gregor Backes zum hundertjährigen Vereinsjubiläum im Jahr 2010 die erste umfassende Abhandlung über das Verhalten des FC St. Pauli und seiner Akteure während der NS-Herrschaft. Nun ist das Buch in einer überarbeiteten Neuauflage erschienen, passend zu den Vorbereitungen von 1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V. für eine Ausstellung zu diesem Thema.
„Eine ambitionierte Arbeit, die gekonnt die politische Entwicklung in den zwölf Jahren der NS-Herrschaft mit der Vereinsgeschichte verknüpft und Biografien von Funktionären, Spielern und Vereinsmitgliedern untersucht“, lobte die Berliner Organisation „mob e.V.“, u.a. Herausgeber des „Straßenfeger“-Magazins, und das Fanzine „Der Übersteiger“ lobte „ein hervorragendes und gut lesbares Wissenschaftsbuch“. Umso wichtiger also, dass diese zeitweilig vergriffene Studie nun wieder überall im Buchhandel erhältlich ist. Auch eine Lieferung an 1910 e.V. ist bereits unterwegs, sodass das Buch voraussichtlich schon zum Heimspiel gegen Ingolstadt am Sonnabend (16.9., 13 Uhr) am 1910-Container auf dem Heiligengeistfeld sowie im Fanladen St. Pauli erworben werden kann.
Gut zwei Jahre intensiver Arbeit stecken in dem Buch – keine leichte Aufgabe, denn viele zeitgenössische Dokumente sind heute nicht mehr verfügbar. „Egal, wen du fragst“, so Gregor Backes, „alle sagen, die Unterlagen seien im Krieg verschwunden. Und weil die Hälfte Hamburgs zerstört war, ist so eine Aussage ja durchaus nicht unglaubwürdig.“
Trotz der schwierigen Quellenlage gelingt es Gregor Backes, ein differenziertes Bild eines Vereins zu zeichnen, der anders als heute nicht durch „klare Kante gegen Rechts“ auffiel, sondern eher durch Mitläufertum geprägt war. Und so gelangt Backes auch zu einem „einerseits-andererseits“-Fazit. „Der FC St. Pauli hat sich nicht wie andere Vereine ab 1933 politisch besonders hervorgetan oder versucht, sich gut mit dem NS-Regime zu stellen“, erläutert er in einem Interview: „Auf der anderen Seite sind die Vorgaben aus Politik und Sportverbänden aber auch ohne größeren Widerstand umgesetzt worden.“
Die Buch-Neuauflage erscheint passend zu den intensiven Arbeiten an einer Ausstellung, die noch im November 2017 in der Museumsfläche in der Gegengerade eröffnet wird: Nach der erfolgreichen Thorsten-Baering-Retrospektive „Glaube, Liebe, Hoffnung“ nehmen sich die Aktiven von 1910 e.V. nun – in Zusammenarbeit mit Gregor Backes – das schwierige Thema „Der FC St. Pauli im ‚3. Reich’" vor. Auch ein pädagogisches Programm zur Ausstellung für Jugendliche ab der 9. Klassenstufe ist bereits in Vorbereitung.