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Schwedler zur FCSP-Genossenschaft: „Wir schreiben Geschichte“

Auf der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli sprach Aufsichtsratsvorsitzende Sandra Schwedler über das vergangene Jahr. Vor den anwesenden Mitgliedern lobte sie die FCSP-Genossenschaft und gab ihre Nachfolgerin als Aufsichtsratvorsitzende bekannt.

In ihrer Rede blickte Sandra Schwedler auf das vergangene Geschäftsjahr zurück. Sie zeigte sich erfreut über die sportliche Entwicklung des FC St. Pauli: „Der Aufstieg und der Weg dahin haben uns in der vergangenen Saison viel Freude bereitet. Wer hätte gedacht, dass Aufsteigen auf den letzten Metern emotional fast genauso anstrengend wie Abstiegskampf sein kann?“

Gleichzeitig wies sie auf die finanzielle Ungleichheit in der Bundesliga hin. Investor*innengelder, fußballspielende Konzerne sowie vor allem die ungleiche TV-Geld-Verteilung würden dazu führen, dass sich die Liga zunehmend von einer Chancengerechtigkeit im sportlichen Wettbewerb entferne. „Diese Entwicklung beobachten wir seit Langem mit großer Sorge. Der Fokus sollte auf dem Fußball selbst liegen – und nicht auf Unternehmen bzw. Investor*innen, die möglichst viel Werbefläche suchen, Social Washing betreiben oder primär auf Gewinn am Fußball aus sind“, so Schwedler.

Die Zeit während der Corona-Pandemie habe dazu geführt, dass die finanziellen Handlungsspielräume eingeschränkt wurden. Aus Sicht des Aufsichtsrats sei die aktuelle finanzielle Situation noch nicht bestandsgefährdend, trotzdem müssten weiter Kosten gespart, neue Ertragspotenziale geschaffen und der Verein entschuldet werden. „Wir freuen uns daher, dass die seit Jahren existierende Idee der Genossenschaft nun endlich Realität wurde. Gemeinschaftlich, partizipativ, transparent. Wir schreiben Geschichte.“

 

Schwedler betonte, dass das Ehrenamt für einen Verein, auch im Amateursportbereich, langfristig unabdingbar sei. Als Beispiel nannte sie das Clubheim und dankte dem Clubheim-Kollektiv sowie den vielen dort arbeitenden und unterstützenden Menschen aus unserem Verein. „Diese Initiative zeigt, was möglich ist, wenn Mitglieder aus den Amateursportabteilungen sowie der AFM und Fanszene zusammenarbeiten. Und eine Lücke füllen, die ohne Ehrenamt in der aktuellen Situation nicht zu schließen wäre.“   

Das vergangene Jahr habe deutlich gezeigt, dass der Aufsichtsrat im Ehrenamt oft am zeitlichen Limit und manchmal darüber hinaus arbeite. Aus historischen Gründen habe der Aufsichtsrat viele Zustimmungspflichten, die inzwischen eher dem operativen Bereich zuzuordnen seien. „Das war damals wichtig und richtig. Der FC St. Pauli hat sich aber in den vergangenen knapp 25 Jahren weiterentwickelt. Er bewegt sich in der wirtschaftlichen Größenordnung eines kleinen Konzerns – mit dem Kern eines Sportvereins.“ So müssten die satzungsgemäßen Pflichten des Aufsichtsrats allmählich in die Gegenwart überführt werden. In Zusammenarbeit mit der bereits eingesetzten Satzungskommission soll diese Veränderung im kommenden Jahr angegangen werden.

Schwedler gab bekannt, dass Luise Gottberg im Falle ihrer Wahl zur Vizepräsidentin mit zehn Stunden pro Woche angestellt werde. So wurde es auch schon bei Hanna Obersteller als Vizepräsidentin gehandhabt. „Drei Frauen im Präsidium, vier Frauen im Aufsichtsrat – bereits in Liga 2 eine Besonderheit, wie wir auf der letzten Mitgliederversammlung berichtet haben. In Liga 1 hingegen sind wir sogar für einige Funktionäre scheinbar unsichtbar“, sagte die Aufsichtsratsvorsitzende. Sie forderte eine ernsthafte Auseinandersetzung darüber, wie Besetzungen stärker nach Kompetenz statt nach Geschlecht erfolgen könnten, damit geschlechtliche Vielfalt in Führungspositionen in mehr Vereinen Realität werde.

Weiter beantragte Sandra Schwedler für den Aufsichtsrat die Entlastung des Präsidiums durch die Mitgliederversammlung. „Danke an euch, liebes Präsidium für die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr.“ Abschließend kündigte sie an, dass ihre Amtszeit als Aufsichtsratsvorsitzende nach zehn Jahren turnusgemäß ende. Schwedler gab bekannt, dass ab Samstag (16.11.) Kathrin Deumelandt den Vorsitz vom Aufsichtsrat übernehmen werde. „Kathrin, ich weiß, du wirst diese Rolle fantastisch ausfüllen.“

 

(tb)

Fotos: FC St. Pauli

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