Elias Saad: „Ich bin ein Straßenfußballer“
Mittwoch, 04. Januar 2023, 11:00 Uhr
Seit Dezember 2022 verstärkt der gebürtige Hamburger Elias Saad die Außenbahn bei den Kiezkickern. Als Kind hat der 22-Jährige auf dem Bolzplatz mit dem Fußballspielen begonnen, war zwischenzeitlich Futsal-Nationalspieler und ist jetzt Profi im Team von Cheftrainer Fabian Hürzeler. Im Interview spricht der Offensivspieler u.a. über...
...seine ersten Fußballerfahrungen, Vorbilder und dem Traum, Profi zu werden:
„Ich habe mit fünf oder sechs Jahren angefangen, Fußball zu spielen. Meine beiden älteren Brüder haben damals ebenfalls gegen den Ball getreten und mich dann immer mit auf den Bolzplatz genommen. Dabei habe ich gemerkt, wie viel Spaß mir dieser Sport macht. Mit Einigkeit Wilhelmsburg (ESV Eisenbahner-Sportverein Einigkeit von 1908 e. V., Anm. d. Red.) habe ich dann in dem Verein des Stadtteils begonnen, aus dem ich herkomme. Zinedine Zidane hat mich dazu gebracht, Fußball zu lieben. Er war schon früh mein Idol. Später schaute ich sportlich zu Franck Ribéry auf. Es war unglaublich, ihn spielen und am Ball zu sehen. Wenn du als Kind beginnst, Fußball zu spielen, träumst du davon, eines Tages mal Profi werden zu können. Ich muss aber sagen, dass ich mit der Karriere schon in einem frühen Alter abgeschlossen hatte, weil ich nicht die klassische Ausbildung in einem Nachwuchsleistungszentrum vorzuweisen habe. Ich freue mich aber riesig, dass es doch noch geklappt hat.“
...den FC St. Pauli und das Millerntor-Stadion:
„Ich war schon einige Male am Millerntor. Es ist ein besonderes Stadion mit besonderen Fans, die eine unglaubliche Atmosphäre schaffen. Das macht den Verein aus und ist einmalig. Als gebürtiger Hamburger, der in der Stadt großgeworden ist, hatte ich immer einen Draht zum FC St. Pauli. Aber es war für mich immer eine andere Welt. Ich hätte niemals gedacht, dass ich einiges Tages bei diesem tollen Verein spielen werde.“
...das Interesse der Braun-Weißen:
„Ich habe mitbekommen, dass der FC St. Pauli mich beobachtet. Ehrlicherweise war ich davon zunächst selbst etwas überrascht. Zur Anspannung vor den Spielen kam dann immer noch eine Extra-Portion Nervosität dazu, weil ich nicht wusste, ob gerade ein Scout am Spielfeldrand steht und mich und meine Leistung beobachtet. Mein Berater hat mich dann auf dem Laufenden gehalten. Aber oft habe ich ihn auch angerufen und wollte wissen, wie der aktuelle Stand ist. Denn ich wollte unbedingt zum FC St. Pauli! Ich bin überglücklich, dass es geklappt hat und ich jetzt hier bin.“
...seinen Start bei den Kiezkickern:
„Die ersten Tage waren super. Die Jungs haben mich sehr gut aufgenommen, mir Sachen gezeigt und mich rumgeführt. Als ich dann das erste Mal mittrainiert habe, auf so einem beeindrucken Gelände samt Top-Platz, war das schon sehr besonders für mich. Natürlich macht man sich Gedanken, wie der Einstieg verlaufen wird. Wie ist das Niveau, wie hoch die Intensität? In den ersten Wochen musste ich mich erwartungsgemäß erstmal an das Level gewöhnen. Da war ich wirklich kaputt. Ich bin oft früh schlafen gegangen, weil das Training so intensiv war. Aber ich hatte keine Angst, sondern habe mich einfach nur gefreut, dass es losgeht. Mittlerweile fühle ich mich sicherer. Ich will meine Spielfreude zeigen und ich glaube, das sieht man auch auf dem Platz.“
...seinen Spielstil und die Futsal-Vergangenheit:
„Ich fühle mich auf dem linken Flügel am wohlsten. Da kann ich meine Stärken ausspielen, nach innen ziehen oder auch mal links vorbeigehen. Ich bin ein Straßenfußballer, der Freude am Fußballspielen hat. Das zeichnet auch meinen Spielstil aus. Ich suche gerne das Eins-gegen-Eins, legen viel Wert auf eine gute Technik. Da kommt mir auch meine Zeit als Futsal-Spieler zugute. Denn in der Halle hast du genau diese Situationen. Du musst dich häufig aus Bedrängnis und engen Situationen lösen und die richtige Entscheidung treffen und sehen, wo die Mitspieler sind. Futsal hat mir sehr viel Spaß gemacht. Aber ich wollte unbedingt Fußballprofi werden und habe gemerkt, dass dort im Futsal nicht so viel Potenzial ist. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, wieder raus auf den Rasen zu wechseln.“
...seine abgeschlossene Ausbildung:
„Ich habe im Sommer 2020 eine verkürzte Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann abgeschlossen. Es war mir wichtig, etwas in der Hinterhand zu haben. Und ich bin glücklich über die Entscheidung, denn jetzt kann ich beruhigt Fußball spielen.“
...das erste Trainingslager als Profi und seine Ziele mit dem FCSP:
„Das erste Trainingslager mit den Profis ist etwas ganz Besonderes für mich. Die Bedingungen hier in Benidorm sind wirklich herausragend. Es ist sehr anstrengend, sehr intensiv. Aber es macht auch extrem viel Spaß. Am meisten freue ich mich natürlich auf mein erstes Spiel am Millerntor. Aber jeden Tag freue ich mich über die Erfahrungen, die ich mit den Jungs auf dem Trainingsplatz sammeln kann. Ich will Gas geben und der Mannschaft helfen. Wir wollen eine gute Rückrunde spielen und viele Siege einfahren.“
(fh)
Fotos: FC St. Pauli