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"Eine Preiserhöhung wie in normalen Zeiten"

Warum gerade jetzt? Der FC St. Pauli hat nach mehreren Jahren die Preise für die Dauerkarten erhöht. Wir sprachen mit dem für den Bereich Ticketing verantwortlichen Geschäftsleiter Bernd von Geldern über diesen Schritt.  

Der FC St. Pauli konnte in den vergangenen fünf Jahren die Dauerkartenpreise stabil halten. Warum gibt es in diesem Jahr eine Erhöhung? Hätte man angesichts der Coronakrise nicht eher auf die Erhöhung verzichten sollen oder welche Alternativen standen zur Auswahl? 

Es ist uns bewusst, dass es aktuell für viele Menschen überhaupt keine einfache Zeit ist. Bezüglich unserer Einnahmeverluste haben wir versucht, uns bei der Thematik so zu verhalten, als gäbe es die aktuelle Krise nicht. Natürlich hatten wir bei uns die Diskussion, was das in diesen Zeiten für ein Zeichen ist, wenn wir die Dauerkartenpreise nach den Jahren ohne Erhöhung nun anpassen. Doch wir haben Preiserhöhung so schmal gehalten, wie wir sie auch in normalen Zeiten durchgeführt hätten. Natürlich hätten wir deutlich raufgehen und das mit Corona begründen können und natürlich ist der Gedanke charmant, dass wir die Preise anheben, um die Verluste aus der Saison 2019/20 zu kompensieren. Doch im Laufe der Krise reflektiert man ja auch sein Handeln und Tun, wird selbstbewusster und fragt sich: Wie sieht es denn wirklich aus und was wollen und können wir den Leuten zumuten? Selbstverständlich freuen wir uns, wenn Fans auf die Erstattung verzichten, aber wir bitten und betteln nicht darum. Der Dauerkartenverkauf ist dafür das beste Zeichen. Genauso, wie wir die Systematiken beim Verkauf beibehalten, wollten wir auch bei der Preiserhöhung keinen Sonderfall. 

Nach welchen Maßstäben habt Ihr die Erhöhung festgelegt und wer wurde in diesen Prozess eingebunden? 

Wir orientieren uns hier an der Inflationsrate und an Preissteigerungen am Markt. Gleichzeitig achten wir darauf, dass wir im Vergleich zur Bundesliga für moderate und sozialverträgliche Eintrittspreise stehen. Wir halten eine Erhöhung von acht Prozent für fair und angemessen. Dazu haben wir uns auch mit dem Fanladen und den Fans ausgetauscht und nach Meinungen gefragt. Nach einem positiven Feedback hatten wir das Gefühl, dass die Kombination aus einer Erhöhung um acht Prozent und dem Wegfall der Bearbeitungspauschale für telefonische und Shop-Bestellungen sowie für die Dauerkarten in der Abo-Variante ein gangbarer Weg ist. 

Aktuell bittet das Kartencenter um die Nutzung des Online-Shops. Wie hängt das damit zusammen? 

Die Fokussierung auf den Online-Shop hat den Hintergrund, dass wir zum einen auch im Kartencenter in Kurzarbeit sind und zum anderen Menschenansammlungen vermeiden wollen. Der Onlineverkauf von Dauerkarten sowie die Abwicklung der Rückerstattung im Online-Shop ist so für uns viel einfacher. Zudem nutzen wir die Umstellung, um uns auch für die Zukunft besser aufstellen zu können und den Service zu verbessern. Auch aus dem Blickwinkel war es sinnvoll so zu handeln und im Zuge der Preiserhöhung gleichzeitig zukünftig auf die Gebühren zu verzichten 

Wirkt sich die Erhöhung für alle gleich aus? 

In absoluten Zahlen sicherlich nicht, da die Tickets unterschiedliche Preise haben. Darüber hinaus profitieren diejenigen, die ihre Tickets als Abo oder bisher online bzw. telefonisch gekauft haben. Sie sind von der Erhöhung weniger, teilweise sogar gar nicht betroffen.  

Können mit den Einnahmen Verluste aus dem Bereich Ticketing kompensiert werden?  

Es gab Denkmodelle, dass man die Erstattungsansprüche kompensiert. Darauf haben wir verzichtet. Wir wollen transparent agieren und nicht betteln. Wir wissen, dass wir unseren Fans schon viel zumuten. Vor diesem Hintergrund wollen wir eine normale Preiserhöhung und eine transparente Erstattungspolitik. Auch nach Gesprächen mit Fans haben wir das Gefühl bekommen, dass das die richtige Vorgehensweise ist.

Benötigt Ihr den Dauerkartenverkauf, um die Liquidität zu gewährleisten?

Wir versuchen, wie in den vergangenen Jahren, eine Normalität herzustellen. Natürlich war der Verkauf der Dauerkarten in Zeiten, in denen nicht gespielt wird, eine gern genommene Einnahme. Das ist jetzt nicht anders und an diese Systematik halten wir uns.  

Warum wird der DK-Verkauf bereits im Juni gestartet, wenn noch nicht klar ist, ob die kommende Saison wieder mit Zuschauern stattfinden kann? 

Das hat systemische Gründe. Jetzt können wir auf Entwicklungen reagieren und geraten nicht unter Druck, sollte hochgefahren werden. Dann müssten wir hektisch agieren. Deswegen haben wir uns zu einem ruhigen Ablauf entschieden. Unser Gefühl ist, dass in der Normalität die Kraft liegt.  

Welches Feedback habt Ihr bisher auf diesen, angesichts der Umstände, frühen Verkauf der Dauerkarten für die Saison 2020/21 bekommen? 

Das ist kein revolutionärer Gedanke, bei dem einen auf die Schulter geklopft wird. Die Reaktionen, die wir bekommen, sind fast durchgängig von Verständnis geprägt. Andersherum hatten wir auch Anfragen, wann der Verkauf startet.  

 

(lf)

Foto: FCSP

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