"Wichtig wird sein, dass wir die Energie jedes Wochenende abliefern"
Dienstag, 12. Januar 2021, 11:00 Uhr
Lange musste Guido Burgstaller verletzungsbedingt die Zuschauerrolle einnehmen, nach über zwei Monaten feierte der Angreifer am Sonnabend (9.1.) beim 1:1 gegen Holstein Kiel dann sein Startelf-Comeback im FCSP-Trikot. Am Montag (11.1.) blickte der Österreicher im Gespräch mit Hamburger Pressevertreter*innen nicht nur auf die Partie zurück, sondern sprach auch über...
...seine körperliche Verfassung: "Mir geht’s im Großen und Ganzen ganz gut, es fehlt aber noch einiges, um wieder bei 100 Prozent zu sein. Ich konnte mit der Mannschaft trainieren und war in der Englischen Woche zwei Mal auf der Bank, damit ich wieder in die Abläufe komme und bei der Mannschaft bin. Es hat gutgetan, dass ich gegen Kiel wieder ein bisschen Spielpraxis sammeln konnte. Das kann man sich im Training schwer erarbeiten. Mir fehlt noch weiteres Training mit der Mannschaft und weitere Spielpraxis, es war jetzt aber ein guter Start. Ich hoffe natürlich, dass ich in ein paar Wochen wieder bei 100 Prozent sein werde und dann körperlich wieder da bin, wo ich hinmöchte.
...die Verletzung, die er sich im Spiel gegen Nürnberg zugezogen hatte: "In dem Spiel habe ich einen Schlag abbekommen, da hatte ich aber keine großen Bedenken. In der Nacht wurde es dann schlimmer, da hatte ich dann Schmerzen Bauchbereich. Als im Krankenhaus dann festgestellt wurde, dass ich eine innere Bauchverletzung habe, die operiert werden muss, war es schon ein Schock für alle Beteiligten und für mich. Damit hatte ich nicht gerechnet, es ist ja auch keine typische Verletzung für einen Fußballer. Ich bin einfach froh, dass die Operation gut verlaufen ist, es recht schnell verheilt ist und ich mich schnell gut gefühlt habe. Es war aber alles andere als angenehm. Ich war gerade erst zum neuen Verein gewechselt, wo ich mit neuer Motivation durchstarten wollte, da war der Zeitpunkt richtig beschissen."
...die Zeit während der Verletzungspause: "Ich war die ganze Zeit in Hamburg und wollte auch viel bei der Mannschaft am Trainingsgelände sein, weil ich neu dabei war und mich so schnell wie möglich integrieren wollte. Das Trainerteam hat mich super unterstützt, dass ich hier mein mit der ENDO-Klinik abgestimmtes Reha-Training machen und so viel bei der Mannschaft sein konnte. Was den Zugang zur Mannschaft angeht, habe ich also nicht viel verloren. Die Spiele habe ich mir natürlich angeschaut, bei den Besprechungen war ich auch dabei."
...den Drang, so schnell wie möglich helfen zu wollen: "Wenn du als Fußballer verletzt bist, willst du immer so schnell wie möglich zurück auf den Platz und willst der Mannschaft helfen. Das ist ganz normal und sollte so auch bei jedem sein. Ich hatte den Drang in mir, so schnell wie möglich fit zu sein und der Mannschaft zu helfen. Das alles aber in Absprache mit den Ärzten, wie und wann das möglich ist. Ich bin froh, dass ich schnell bei der Mannschaft sein konnte."
...das Heimspiel gegen Kiel: "Es war ein gutes Spiel von uns. Wir haben sehr gut gegen den Ball gearbeitet und uns einige Chancen erarbeitet. In der einen oder anderen Szene hatten wir auch Glück, das brauchst du gegen solch eine gute Mannschaft aber auch. Von der Leistung und Performance her war das in Ordnung, das macht Mut für die nächsten Aufgaben."
...die aktuell noch größten Baustellen: "Da gibt es mehrere Sachen, wo wir uns noch verbessern können - ob in der Verteidigung oder im Angriff. Wir haben noch einiges zu tun. Wir müssen anfangen, auch mal zu Null zu spielen, und müssen unsere Chancen vorne noch besser ausspielen, um noch klarere Torchancen zu haben. Wichtig wird sein, dass wir die Energie, die wir gegen Kiel auf den Platz gebracht haben, jedes Wochenende abliefern. Dann ist es auch schwierig, gegen uns zu spielen."
...den gegenseitigen Support auf dem Rasen: "Kommunikation auf dem Platz ist wichtig. Vor allem jetzt, wenn keine Fans dabei sind, kommt sie noch mehr zur Geltung. In jeder Mannschaft gibt es verschiedene Typen. Ich selbst bin jetzt nicht das Sprachrohr, sondern versuche meine Mitspieler mit Aktionen mitzureißen. Es sollte das Ziel von uns älteren und auch jüngeren Spielern sein, dass wir uns einbringen und uns gegenseitig unterstützen."
...die Rolle als Führungsspieler: "Ich bin in einem guten Fußballalter, habe schon einiges erlebt und bringe Erfahrung mit. Da probiere ich natürlich, den jungen Spielern etwas mitzugeben, auf dem Platz voranzugehen und sie zu unterstützen, wenn's mal nicht so läuft. Ich hoffe, dass ich bald wieder voll im Saft bin, dann kann ich der Mannschaft auch zu 100 Prozent helfen. Unsere Situation mit den vielen Spielen, die wir nicht gewonnen haben, ist für einige Spieler nicht so leicht zu verkraften. Wir müssen trotzdem am Wochenende performen und gute Spiele abliefern, damit wir da unten rauskommen. Klar ist es dann gut, dass man gewissen Stützen auf dem Platz hat. Ob die jung oder alt sind, kommt immer auf den Typ an."
...die Bedeutung eines Sieges: "Ein Sieg wäre das allerwichtigste, da brauchen wir gar nicht um den heißen Brei herumreden. Der setzt immer Kräfte frei und steigert das Selbstvertrauen. Wenn du so auftrittst wie am Sonnabend, mit dieser Energie von allen Beteiligten, dann wird der Sieg auch kommen. Davon bin ich fest überzeugt. Wir haben in der Saison schon öfters gezeigt, dass wir die Qualität haben. Es haben nur immer Kleinigkeiten gefehlt, mal fehlte die Konzentration, mal die Cleverness oder andere Kleinigkeiten. Das müssen wir abstellen und so spielen wie gegen Kiel. Dann bekommen wir vielleicht auch mal das Glück zurück und dann werden wir auch wieder Spiele gewinnen."
...Neuzugang Omar Marmoush: "Man hat im Training direkt gesehen, dass er ein talentierter Spieler mit viel Qualität ist, der uns weiterhelfen kann. Ich hoffe, dass es in den nächsten Wochen so weitergeht, auch bei anderen Spielern, und wir als Mannschaft wachsen, damit wir da unten rauskommen."
...Punkte, die Hoffnung machen: "Erst einmal glaube ich, dass wir uns mit der Qualität da unten wieder rausspielen können und werden. Der Teamgeist innerhalb der Mannschaft stimmt absolut, da gibt und steckt keiner auf. Alle ziehen mit dem Trainerteam an einem Strang. Es ist das Entscheidende und Wichtigste in solch einer Situation, dass alle zusammenhalten, sich nicht vom Weg abbringen lassen und an dem Glauben festhalten, dass wir genug Qualität haben. Davon ist jeder überzeugt."
(hb)
Fotos: Witters