Gemeinsames Baumprojekt in Erinnerung an den Völkermord 2014 in Shingal/Irak
Donnerstag, 28. November 2024, 17:15 Uhr
Der FC St. Pauli und Women for Justice e.V. haben am Donnerstag (28.11) mit einer gemeinsamen Baumpflanzaktion auf dem Harald-Stender-Platz ein wichtiges Zeichen gesetzt. Zwei Ulmen wurden in Erinnerung an die ermordeten und vermissten Êzid:innen aus Shingal/Irak gepflanzt.
Im August 2014 verübte der „Islamische Staat“ (IS) in Shingal/Irak brutale Verbrechen: Der sogenannte IS überfiel Shingal, das Hauptsiedlungsgebiet der Êzid:innen, und ermordete dort tausende Angehörige der Religionsgemeinschaft. Über 90 Massengräber, die in der Region gefunden wurden, sind einige von zahlreichen Zeugnissen dieser Verbrechen. Die Täter zerstörten Heilige Orte und zwangen hunderttausende Menschen zur Flucht. Circa 7000 Kinder und Frauen nahm der IS gefangen und verschleppte diese. Es waren Kinder, die anschließend zu Kindersoldaten zwangsrekrutiert, und Frauen, die als Sklavinnen auf Märkten verkauft wurden. Bis heute werden circa 2600 von ihnen vermisst.
In Erinnerung an alle Êzid*innen, die dem Völkermord 2014 zum Opfer fielen, sowie an die bis heute 2600 vermissten Frauen und Kinder, fand nun eine Baum-Pflanzaktion von FC St. Pauli und Women for Justice e.V. statt. Die Aktion reiht sich in die Kampagne „1 Tree 4 Sinjar“ (Sinjar ist das arabische Wort für Shingal) ein, in dessen Rahmen bereits hunderte Bäume und Setzlinge mit Frauen in Shingal verschenkt und gepflanzt wurden.
Dr. Leyla Ferman, Mitgründerin von Women for Justice e.V., erklärt zur Kampagne: „Natur und vor allem Bäume sind heilig bei den Êziden. Für viele Überlebende zählt der Wiederaufbau ihrer Heimat auch zu Gerechtigkeit. Mit der Kampagne ‚1 Tree 4 Sinjar‘ wollen wir an tausende Ermordete und die 2600 Êziden erinnern, die sich in Gefangenschaft befinden oder noch immer vermisst werden. Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit dem FC St. Pauli, der sich immer stark für Vielfalt, Frieden und Humanität einsetzt. Nein zu Massenmorden, Rassismus und Ausgrenzung. Ja zu Aufklärung, Respekt und Miteinander.“
Luise Gottberg, Vizepräsidentin des FC St. Pauli, betont die Bedeutung der Arbeit von Women for Justice zur Unterstützung von Überlebenden in Europa und speziell in Deutschland: „Viele Überlebende benötigen zuverlässige Informationen über ihre Rechte, besonders im Hinblick auf den Familiennachzug.“ Der FC St. Pauli möchte diese Arbeit sowie das Gedenken an die Verbrechen aus dem Jahr 2014 unterstützen. „Systematische sexualisierte Gewalt ist in zahlreichen Kriegen eine Waffe, die gezielt eingesetzt wird“, sagt Gottberg. Die gemeinsame Aktion mit Women for Justice solle insbesondere ein Zeichen gegen diese Verbrechen und für Humanität setzen. Zudem nutzt der Verein sein Bundesliga-Heimspiel gegen Holstein Kiel, um auf die Aktionswoche gegen Gewalt an Frauen Aufmerksam zu machen.
(pg)
Fotos: FC St. Pauli