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CO2-Fußabdruck – Wie entstehen die meisten Emissionen beim FCSP?

Endlich geht es los: Der FC St. Pauli startet am Wochenende gegen den 1. FC Heidenheim in die Bundesliga. Unser Verein will sportlich so erfolgreich wie möglich sein, aber gleichzeitig auch möglichst verantwortungsbewusst handeln. Dazu gehört es auch, den sogenannten CO2-Fußabdruck zu messen – mit teilweise überraschenden Ergebnissen, wie Prof. Andreas Luczak in einem Gastbeitrag erläutert.

Als Professor für Nachhaltige Energietechnologien an der Fachhochschule Kiel beschäftige ich mich unter anderem damit, wie die Treibhausgas-Emissionen von Organisationen und Unternehmen erfasst werden. In diesem Zusammenhang ergab sich die Gelegenheit, meine Erfahrung bei der Bestimmung des CO2-Fußabdrucks („Corporate Carbon Footprint“ – CCF) des FC St. Pauli einzubringen.

Warum treibt der FCSP überhaupt diesen Aufwand zur Bestimmung des CCF? Grund dafür ist, dass wirksamer Klimaschutz nur dann möglich ist, wenn man möglichst detailliert die eigenen Verursacher von Treibhausgasen kennt, da man dadurch die wirksamsten Hebel für Reduktionen identifizieren und die Wirksamkeit von Maßnahmen überprüfen kann.

Der CCF betrachtet dabei nicht nur die CO2-Emissionen, sondern auch alle sonstigen Emissionen von Treibhausgasen, wobei CO2 dabei den überwiegenden Anteil ausmacht.

Strukturierte Erfassung, um Ergebnisse vergleichen zu können

Der international gängigste Standard zur Erfassung von Treibhausgasemissionen ist das „Greenhouse Gas Protocol“ (GHGP). Dieser Standard ermöglich eine systematische und strukturierte Erfassung aller Treibhausgase sowie eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit anderen Organisationen, die ebenfalls den GHGP verwenden.

Das GHGP strukturiert die Treibhausgase danach, ob sie direkt „physikalisch“ im Unternehmen entstehen („Scope 1“, beispielsweise die gasbetriebene Rasenheizung für das Trainingszentrum Kollaustraße) oder indirekt verursacht werden - wobei diese noch unterteilt werden in Emissionen aufgrund des Bezugs von Strom und Nah-/Fernwärme („Scope 2“) sowie allen sonstigen Emissionen („Scope 3“).

Knapp 9000 Tonnen CO2 in einem Jahr

Beim FCSP ergab die Analyse eine Gesamtemission im Jahr 2022 von knapp 9000 Tonnen CO2. Zum Vergleich: Die Gesamtemissionen von Deutschland betragen etwa 700 Millionen Tonnen bzw. acht Tonnen pro Person.

Etwa zwei Drittel der Emissionen des FCSP werden durch die Anreise der Fans zu den Heimspielen verursacht (die Anreise zu den Auswärtsspielen zählt nicht zum Fußabdruck des FCSP). Die Anreise der Heimfans verursacht dabei etwa doppelt so viel Emissionen wie die der Gästefans, weil es doch viele Heimfans gibt, die eine längere Anreise haben.

Die Strom- und Wärmeversorgung des Millerntor-Stadions schlägt mit etwa 17 Prozent der Emissionen zu Buche.

Ein weiterer Verursacher von Emissionen ist das Merchandising (vor allem Bekleidung), was etwa zehn Prozent der Emissionen verursacht.

Ein erstaunlich hoher Posten bei den Emissionen ist der Bierkonsum im Stadion, welcher vier Prozent der Emissionen ausmacht. Zum Vergleich: Die konsumierten Softdrinks tragen nur zu 0,14 Prozent zu den Gesamtemissionen bei.

Mannschaftsreisen nur kleiner Anteil

Die durch die Mannschaftsreisen zu Spielen und Trainingslagern verursachten Emissionen betragen dagegen nur knapp ein Prozent der Gesamtemissionen. Die Rasenheizung im Trainingszentrum macht im Vergleich dazu fast vier Prozent der Gesamtemissionen aus. Aus Klimasicht ist es deshalb sogar günstig, wenig beheizte Trainingsplätze zu haben und dafür im Notfall das Training nach Südeuropa zu verlegen.

Aus der Analyse ergaben sich dann am Ende Maßnahmen zur Verbesserung der Datengrundlage (z.B. systematischere Erfassung von klimarelevanten Daten bei Dienstreisen) aber natürlich auch erste Maßnahmen zur weiteren Reduzierung der Emissionen, z.B. eine weitere Optimierung der Energieversorgung und der Mobilität von Fans und Mitarbeiter*innen. Auch beim Thema Fanartikel und Stadionverpflegung wird es weitere Aktivitäten geben, um Potenziale zur Emissionssenkung zu finden und daraus Maßnahmen abzuleiten.

Nach der Bilanzierung ist vor der Bilanzierung: Die Ermittlung der Emissionen für die Saison 2023/24 startet momentan und es besteht die Hoffnung, dass sich die Emissionen spürbar nach unten entwickelt haben.

 

Foto: Witters

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