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Eindrucksvolle Begegnungen im FC St. Pauli-Museum

Die Forschungsarbeit des FC St. Pauli-Museums zum FC St. Pauli vor 1945 und das Zeitzeug*innenprojekt des Museumsteams führen immer wieder zu vertieften Erkenntnissen, neuen Kontakten und bewegenden Besuchen. Im August und September 2024 gab es gleich zwei: Aus Israel reisten Selig Cahns Großnichte Lidia und ihr Mann Luis an, und kurz zuvor teilte der 101-jährige Holocaust-Überlebende Kurt Goldschmidt, geboren in St. Paulis Talstraße, seine Erinnerungen in einem ausführlichen Zeitzeugen-Interview.

Der Besuch von Lidia steht in engem Zusammenhang mit dem Schicksal des lange Zeit vergessenen jüdischen FCSP-Fußballers Selig Cahn: Sie ist seine Großnichte. Lidias Großmutter Bertha überlebte als einzige von drei Geschwistern die Shoah. Im Februar 2024 ließ das FC St. Pauli-Museum Stolpersteine für Selig Cahn und seine Familie verlegen.

Lidias Großonkel Selig Cahn trat 1912 in den Vorgängerverein des FC St. Pauli ein, spielte ab 1916 regelmäßig in der 1. Mannschaft und gründete 1929 mit hoher Wahrscheinlichkeit die erste, noch inoffizielle Schachabteilung. 1942 wurden Selig Cahn, seine Frau Jeanette und ihre beiden Kinder Bertha und Meno sowie sein Bruder Siegmund nach Auschwitz deportiert und vermutlich schon kurz nach ihrer Ankunft ermordet. Nach einer kurzen Stadtteil- und Stadionführung gab Lidia dem Museumsteam ein bewegendes Zeitzeuginnen-Interview.

Lidia ist die Großnichte des jüdischen FCSP-Fußballers Selig Cahn.

Lidia ist die Großnichte des jüdischen FCSP-Fußballers Selig Cahn.

Kurz zuvor, einen Tag nach dem Bundesliga-Auftakt gegen Heidenheim, besuchte Kurt Goldschmidt das FC St. Pauli-Museum. Der 101-jährige wurde 1923 in der Talstraße auf St. Pauli geboren. Heute lebt er in den USA und ist einer der immer weniger werdenden Zeitzeug*innen, die unmittelbar von ihren Erfahrungen im Holocaust berichten können.

Der 101-jährige Holocaust-Überlebende Kurt Goldschmidt gab im FC St. Pauli-Museum am Tag nach dem Bundesliga-Auftakt ein eindrucksvolles Interview.

Der 101-jährige Holocaust-Überlebende Kurt Goldschmidt gab im FC St. Pauli-Museum am Tag nach dem Bundesliga-Auftakt ein eindrucksvolles Interview.

Kurt Goldschmidt war Zeitzeuge der Deportation der Hamburger Jüdinnen und Juden am 8. November 1941 nach Minsk und überlebte das Ghetto Theresienstadt. 1937 war er auf dem heutigen Trainingsgelände des FC St. Pauli an der Kollaustraße zu Gast, das von 1934 bis 1938 die Sportplatzanlage der jüdischen Sportgruppe „Schild“ beherbergte. Seit Juli 2024 erinnert eine Gedenktafel an die Geschichte des Geländes.

Für Kurt Goldschmidt ist die Erinnerung an Hamburg und an das Land seiner Geburt noch immer schmerzhaft: „Denk ich an Deutschland in der Nacht“, so sagte er am Ende seines Interviews mit dem Museumsteam, „dann bin ich um den Schlaf gebracht.“

Möchtest Du die Forschungsarbeit des FC St. Pauli-Museums, das Führen von Zeitzeug*innen-Interviews und viele weitere Projekte wie z.B. „BAM! Bildung am Millerntor“ unterstützen? Dann werde doch einfach Museums-Mitglied, oder spende für den gemeinnützigen Betreiberverein 1910 e.V.!

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Weitere Links zum Thema:

 

 

Text: 1910 e.V.

Fotos: FC St. Pauli / 1910 e.V.

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