Das KIEZBEBEN beginnt
Sonnabend, 04. Mai 2019, 08:00 Uhr
Am heutigen Sonnabend (4.5.) ist es soweit: Mit „KIEZBEBEN – die zweite Geburt des FC St. Pauli“ startet die bisher größte und aufwändigste Ausstellung im FC St. Pauli-Museum. Ihr Schwerpunkt: Die tiefgreifende Veränderung von Verein und Viertel in den 80ern und frühen 90ern – samt der erfolgreichsten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte. Bei der Vernissage für geladene Gäste und Mitglieder von 1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V. am Donnerstagabend (2.5.) durften über 400 Besucherinnen Besucher als erste das Großprojekt begutachten – darunter so manche braun-weiße Legende der KIEZBEBEN-Zeit. Das Echo: Einhellige Begeisterung!
Viel Vorfreude und gespannte Erwartung lagen in der Luft, als der 1910 e.V.-Vereinsvorsitzende Michael Pahl um 19:10 Uhr die zahlreichen Gäste begrüßte. Und zwar nicht mit irgendeinem Mikro, sondern stilecht mit Megaphon und im Trikot der Saison 1990/91.
Kurz darauf war es dann so weit: Nachdem Historiker Christoph Nagel, 1910 e.V.-Vorstandsmitglied und als Kurator für Ausstellungsinhalte, Konzept und Auswahl der Exponate verantwortlich, über die Hintergründe der Ausstellung informierte und die Gäste auf einen kurzen gedanklichen Rundgang durch die Ausstellungsbereiche „Vorbeben“ , „KIEZBEBEN“ und Nachbeben mitnahm, öffneten sich die Türen.
„Vor dem Beben“, „Nach dem Absturz“, „Chaos und Neubeginn“ – so die Überschriften des ersten Teils der Ausstellung. Er führt die Zuschauer in eine weit weg wirkende Vergangenheit mit Fußballtrainings auf dem Reiterhof und handgemachten Vereinszeitungen – und in die Auseinandersetzung um die besetzten Häuser der Hamburger Hafenstraße, die in den 80ern erbittert geführt wurde.
Nach dem Vorbeben geht es weiter ins KIEZBEBEN: Es beginnt mit dem „Gang der Wunder“, einem der außergewöhnlichsten Teile der Ausstellung. In Originalgröße ist mit Hilfe der Profis der Hamburger bontempo Group eine Reproduktion eines Teil der Gegengerade entstanden, in der spannende, skurrile, witzige Geschichten erzählt werden. „Ein wirklich intensives Erlebnis“, so Helmut Schulte. „Die Ausstellung weckt viele Erinnerungen, und die Gefühle von damals werden wach.“
Und das nicht nur durch Fotos und Texte, sondern – wie auch in den anderen Ausstellungsteilen – auch durch viele Originalobjekte der Zeit (die größten: die legendäre manuelle Anzeigetafel und eines der Original-Kamerahäuschen vom alten Millerntor) und spannende Zeitzeugen-Interviews, die eigens für die Ausstellung aufgenommen wurden (Kamera und Schnitt: Christopher Radke, www.isla3000.com).
In den Teilen „Zugabe!“ werden die Jahre 89/90 und 90/91 samt der Proteste gegen die Multifunktionsarena „Sport-Dome“ und dem dramatischen Finale gegen die Stuttgarter Kickers erzählt. Inklusive eines schon jetzt faszinierenden Miniatur-Modells des alten Millerntor-Stadions, das von Holger und Veronika Tribian (www.stadionmodellbau-tribian.de) noch weiter ausgebaut wird. In der „Clubheimküche“ geht es anschließend „Backstage“ – mit Geschichten rund ums Feiern, in einem Raum, der dem „ersten VIP-Raum der Vereinsgeschichte“ nachempfunden ist.
Danach geht es ins „Nachbeben“: Von „Politik im Stadion“ ist hier ebenso die Rede wie von der Entstehung des FC St Pauli-Totenkopfs und von „Neuen Strukturen“ wie der 1990 entstandenen Frauenfußballabteilung oder der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM). Ein Highlight ist ein Besuch im ersten Fanladen, wie er 1990 am Grünen Jäger entstand. Unter der Überschrift „Die einzige Möglichkeit?“ geht es schließlich um die Verbindung der Gegenwart mit Vergangenheit und Zukunft, um „Recht auf Stadt“ und die weitere Entwicklung von Verein und Fankultur.
Wer die Ausstellung das erste Mal besucht, wird schnell feststellen, warum die Aktiven von 1910 e.V. für das KIEZBEBEN auch Dauerkarten verkaufen: Es gibt so viel zu sehen und zu erleben, dass es kaum möglich ist, alles auf einmal zu erfassen. „Chapeau, was das Museumsteam da wieder auf die Beine gestellt hat“, findet auch Sven Brux, u.a. als Fanladengründer eine prägende Figur des KIEZBEBENS. „Also: Besucht diese Ausstellung, besinnt Euch auf unsere Wurzeln und zieht daraus Kraft für die Zukunft. Es lohnt sich ...“
Mehr Infos:
Text: 1910 e.V.
Fotos: Ariane Gramelspacher (www.facebook.com/arigrafie)