Orth wünscht Göttlich und seinem Team alles Gute
Sonntag, 16. November 2014, 14:54 Uhr
Präsidium um Stefan Orth blickt auf erfolgreiche Amtszeit zurück und wünscht Nachfolgern alles Gute
Zum letzten Mal in seiner rund achtjährigen Amtszeit schritt Präsident Stefan Orth an das Rednerpult im CCH, um einen Rechenschaftsbericht des Präsidiums vorzutragen. Sichtlich berührt erklärte der scheidende Präsident des FC St. Pauli, dass dieser Gang für ihn kein leichter sei. Orth begann seine Rede mit dem Dank an Mitglieder, Geschäftsführung, Mitarbeiter, Gremien und die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Vereins, mit denen man in den letzten Jahren vieles „Konstruktives und Nachhaltiges geleistet hat“, so der scheidende Präsident.
Laut Orth konnte man in den letzten acht Jahren den FC St. Pauli sanieren und wirtschaftlich weiterentwickeln. Neben der wirtschaftlichen Konsolidierung wurden im Verein infrastrukturelle Rahmenbedingungen geschaffen, die den FC St. Pauli zukunftsfähig machten. So konnten Verbindlichkeiten in Höhe von 62 Mio. Euro, die nahezu ausschließlich aufgrund des Stadionneubaus entstanden sind, auf 41 Mio. Euro reduziert werden. Zudem konnte der Verein in den vergangenen vier Jahren einen Gewinn vor Steuern in Höhe von rund 14 Mio. Euro erwirtschaften. Stellvertretend für das Präsidium erklärte Orth, dass die „Entwicklung unseres Vereins und seine wirtschaftliche Stabilität sehr erfreulich sind.“ Diese wirtschaftliche Verfassung des Vereins habe die DFL erneut damit honoriert, dass sie erneut eine Nachlizensierung ohne Auflagen bestätigte.
Aufgrund neuer Infrastrukturprojekte wie den Bau der Nordtribüne, samt einhergehenden Abschluss des Stadionbaus, wie den Bau der externen Domwache forderte das scheidende Präsidium seine Nachfolger dazu auf, auch in Zukunft „mit straffer Disziplin zu planen und zu wirtschaften“.
In Anbetracht der guten wirtschaftlichen Ergebnisse lobte Orth auch die Rolle des Vermarktungspartners UFA Sports, mit dem man Sponsoren wie congstar, happyBet oder Hummel ins Boot holen und somit Mehreinnahmen aus dem Sponsoring-Bereich generieren konnte. Zudem konnte durch besonderes Engagement die Techniker Krankenkasse für ein umfassendes Sponsoring im Bereich des Nachwuchsleistungszentrums und als Ermöglicher für KIEZHELDEN gewonnen werden. Ebenso schaffen die Rückgewinnung der Merchandising Rechte neue wirtschaftliche Potentiale.
Nach dem Blick auf die wirtschaftliche Situation des Vereins richtete Orth seine Aufmerksamkeit der sportlichen Situation des Vereins, die ihm zuletzt wenig Freude bereitete. „Wir sind mit der Entwicklung der Lizenzspielermannschaft nicht zufrieden. Die Mannschaft hängt unserem Anspruch zu den Top 25 in Deutschland zu gehören weit hinterher“, mahnte Orth. Dann richtete der 48-Jährige einen Appell an Profimannschaft und Fans, gemeinsam für das Ziel Klassenerhalt zu kämpfen. Orth sei sich aber sicher, dass man mit Cheftrainer Thomas Meggle nun einen Trainer habe, der „den Club und seine Besonderheiten kennt und ein absoluter Fachmann sei“. Es liege nun an allen beteiligten den Bock umzustoßen und alles dafür zu tun, auch in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga zu spielen.
Besonders erfreut sei man aber mit der Arbeit im Nachwuchsbereich. „Unser Nachwuchszentrum nimmt eine tolle Entwicklung. Die U19 steht derzeit auf dem zweiten Tabellenplatz der Junioren-Bundesliga, die U17 hat sich in der höchsten Spielklasse etabliert. In mehreren Jahrgängen gibt es Spieler, die für Junioren-Nationalmannschaften auflaufen. Herausragend ist es zudem, dass die Durchlässigkeit vom Nachwuchsbereich zu den Profis erhöht wurde“, erklärte der 48-Jährige. Einen besonderen Dank richtete das scheidende Präsidium an die AFM „für ihre Unterstützung beim Bau des Nachwuchsleistungszentrums und der Förderung des Nachwuchssports“.
Ein weiterer Punkt, der Orth besondere Freude bereitete sei, dass sich „KIEZHELDEN nach über einem Jahr absolut etabliert hat und nun das Dach für das soziale Engagement unseres Vereins bildet“. So wurden in der zurückliegenden Zeit 100.000 Euro für verschiedene Projekte eingenommen.
Einen besonderen Dank richtete Orth an seine Präsidiumsmitglieder für „Einsatz, Loyalität und Freundschaft“, wie auch allen Mitgliedern für ihr Vertrauen in den letzten Jahren. Dabei machte der 48-Jährige keinen Hehl daraus, dass er „gerne weitergemacht hätte“ und mit der Wahl des Aufsichtsrats, das scheidende Präsidium nicht erneut vorzuschlagen, nicht zufrieden sei. „Ich hätte mir gewünscht, dass es nicht zu solch einer Zäsur gekommen wäre, sondern dass wir einen weicheren Übergang geschaffen hätten“, verriet Orth. Allerdings nehme das Präsidium die Entscheidung an.
„Ich stehe nun hier ohne Groll, auch wenn ich sagen muss, dass die ersten Tage nach der Entscheidung des Aufsichtsrats hart für mich waren. Ich blicke auf sieben Jahre und neun Monate zurück, die ich im Präsidium des FC St. Pauli arbeiten durfte. Die letzten viereinhalb Jahre als Präsident, die letzten vier Jahre mit meinen Präsidiums-Kollegen, denen ich für diese Zeit meinen allerherzlichsten Dank für eine tolle Zusammenarbeit aussprechen möchte. Oke Göttlich und seinem Team wünsche ich für die anstehende Wahl, dann aber auch bei den vielen großen und kleinen Entscheidungen in der Zukunft alles Gute“, so Orth abschließend. Anschließend würdigten alle Anwesenden das scheidende Präsidium mit Standing Ovations.
Amateurvorstand blickt auf ereignisreiches Jahr zurück
Anschließend folgte der Bericht des Amateurvorstands Mathias „Bodo“ Bodeit. Bodeit blickte auf ein „ereignisreiches Jahr zurück“. Nachdem man mit einigen Altlasten im Rahmen der Einstellung der American Football Abteilung zu tun hatte, freute man sich im vergangen Jahr über die Gründung der Abteilung Rollerderby. Weiter half der Amateurvorstand bei der Überführung der FC St. Pauli Rabauken in den Jugendbereich des Vereins, was Zuschüsse durch den Hamburger Sportbund generiert hat. Erfreut sei man auch, dass der Verein das Sportlager, das Asbestverseucht zuletzt nicht betreten werden konnte, nun wieder allen Abteilungen zur Verfügung steht.
Darüber hinaus wurde in den vergangen Monaten die AG Sportstätten gegründet, da der FC St. Pauli laut Bodeit „für seine Sporttreibenden zu wenige Sportstätten zur Verfügung hat“. So erklärte Bodeit, dass man eine Arbeitsgruppe gegründet hat, in der man mit dem neuen Präsidium darüber sprechen, ob die Möglichkeit bestünde für den Verein eine neue, eigene Sporthalle zu bauen. Jedoch sei es erst mal wichtig den passenden Baugrund zu finden. „Es ist wichtig, einen Baugrund hier auf St. Pauli zu finden und nicht in Wilhelmsburg. Wir möchten unsere Halle in unserem Viertel haben“, fuhr Bodeit fort.
Froh sei man darüber, dass man in diesem Jahr wieder die „St. Pauliade“, ein Fußballturnier mit allen Abteilungen und Fangruppen des FC St. Pauli, unterstützt zu haben, wie auch die Blindenfußballmasters, die ein voller Erfolg wurden. „Blindenfußball und jugendliche Sportler – da wächst was zusammen“, so Bodeit. Abschließend wies er darauf hin, dass im September 2015 die Wahl des neuen Amateurvorstandes anstehe und man noch auf der Suche nach neuen Kandidaten sei.
Ehrenrat wünscht sich mehr Kommunikation innerhalb der Abteilungen
Abschließend folgte der Bericht des Ehrenrats, der von Manfred Heinzinger vorgetragen wurde. Einleitend wies dieser darauf hin, dass der Ehrenrat mit der aktuellen sportlichen Situation im Lizenzspielerbereich nicht zufrieden sei. „Sportlich stehen wir da, wo wir uns nicht sehen wollen“, erklärte Heinzinger. Erfreut sei man jedoch über den sportlichen Unterbau. „In der U23 und in der U19 haben wir Spieler, die bei uns eine große Zukunft haben“, so der Sprecher des Ehrenrats. Heinzinger erklärte weiter, dass er den Prozess, dass ein Aufsichtsrat ein neues Präsidium vorschlägt, etwas unglücklich findet. Man solle die Mitglieder in den Auswahlprozess mehr beteiligen und gegebenenfalls eine Satzungsänderung anregen. Oke Göttlich und sein Team habe man zuletzt als angenehme Gesprächspartner erlebt und man blicke einer guten Zusammenarbeit entgegen. Abschließend bemängelte Heinzinger, dass es innerhalb der Abteilungen des Vereins „keine ausreichende Streitkultur“ gelebt werde. „Wir sollten wieder mehr miteinander anstatt nur übereinander zu reden“, mahnte Heinzinger abschließend.