Drei Tore für die zweite pokal-Runde
Freitag, 19. August 2016, 17:38 Uhr
Pokal. Klein gegen Groß. Fights und Dramen. Selten schlägt das Fußballherz höher als am Anfang einer jeden Saison, wenn es in der ersten Runde des DFB-Pokals zur Sache geht. Für den FC St. Pauli hieß der Gegner am Freitagabend (19.8.) VfB Lübeck. Der Regionalligist war sicher kein „kleines“ Los. Darüber hinaus auch eines mit Charakter. Vergessen hat die letzten Duelle der Kiezkicker mit der Mannschaft von der Lohmühle sicherlich kein Anhänger der Braun-Weißen oder Marzipanstädter. Darüber hinaus wollte die Mannschaft von Ewald Lienen nach den Niederlagen in der Liga gegen den VfB Stuttgart (1:2) und Eintracht Braunschweig (0:2) ihren ersten Erfolg in einem Pflichtspiel in der Saison 2016/17 einfahren.
Übungsleiter Lienen veränderte bei diesem Unterfangen die Startelf auf mehreren Positionen. Im Tor musste Robin Himmelmann verletzungsbedingt passen(Gesäßmuskel) . Für ihn stand Philipp Heerwagen zwischen den Pfosten. Ebenfalls neu in der Startelf war Philipp Ziereis, der in der Innenverteidigung Lasse Sobiech ersetzte. Ein weiteres neues Gesicht konnte auf der linken Außenverteidigerposition begrüßt werden Jeremy Dudziak kam für den angeschlagenen Daniel Buballa aufs Grün. Im Mittelfeld gaben Kyoungrok Choi und Christopher Avevor ihr Startelf-Debüt in dieser Saison. Sie rückten für Jan-Philipp Kalla und Bernd Nehrig in die Formation. Vorne begannen wie gewohnt Aziz Bouhaddouz und Fafa Picault.
Die Mannschaft von Ewald Lienen übernahm direkt zu Beginn der 90 Minuten das Kommando an der Lohmühle. Doch die Lübecker zeigten sich sogleich bissig und aggressiv und ließen den Boys in Brown in den Anfangsminuten wenig Platz zum kombinieren. Entsprechend resultierte die erste Möglichkeit für Stürmer Bouhaddouz nach einer Ecke durch Christopher Buchtmann. Torhüter Jonas Troboll hatte im Kasten der Gastgeber jedoch keine Schwierigkeiten den Ball festzuhalten (8.). Die Grün-Weißen antworteten mit einem Freistoß aus dem Halbfeld, der im letzten Moment von einem Kiezkicker im Strafraum entschärft werden konnte (10.).
Haben wir eben von Standards berichtet? Weiter ging es in der 16. Minute. Und wie. Nach einem Foul an Dudziak trat Vegar Hedenstad aus 19 Metern an. Mit Gefühl, aber auch einer ordentlichen Portion Kraft, segelte das runde Leder direkt neben den linken Pfosten ins Netz. Yes! Da war sie, die wichtige Führung an der Lohmühle. Gleichzeitig war es das Premieren-Tor für den Neuzugang. Es gibt schlechtere Zeitpunkte. Und die Braun-Weißen versuchten gleich nachzulegen. Mit einem weiten Schlag schickte Buchtmann Bouhaddouz auf die Reise. Über Picault und Choi landete der Ball bei Waldemar Sobota. Nach einem Haken zog dieser ab. Im letzten Moment sprang ein Lübecker in den Ball. Schade (20.).
Dass die Lienen-Elf hellwach sein musste, zeigte sich nach einem Fehlpass im Aufbauspiel. Die Lübecker schalteten Blitzschnell um und nach einem kurzem „Gewurschtel“ an der Strafraumgrenze schloss Marvin Thiel aus der Distanz ab. Da sein versuchter Schlenzer nur ein Versuch blieb, hatte Heerwagen keine Probleme den Ball zu sichern (25.). In der Folge nahm sich das Spiel eine sogenannte schöpferische Pause und es passierte in den nächsten zehn Minuten auf beiden Seiten nichts Nennenswertes.
Den nächsten Hingucker lieferten die Braun-Weißen in der 38. Minute. Vom rechten Strafraumeck spielte sich die Lienen-Elf wie eine Handball-Mannschaft an den linken Pfosten durch und fand Bouhaddouz. Der Stürmer fackelte nicht lange und wollte die Kugel mit einem strammen Schuss ins lange Eck bringen, bzw. vor den Kasten. Doch Toboll war wach und blitzschnell unten. Chance vereitelt (39.). Kurz darauf pfiff Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen zur Halbzeit.
Ohne Veränderungen ging es für beide Teams in die zweiten 45 Minuten an der Lohmühle. Ebenso gleich blieb auch das Spielgeschehen. Die Mannschaft von Ewald Lienen bestimmte die Partie, doch der Regionalligist hielt passabel dagegen. Bis in der 55. Spieminute ein Raunen durchs Rund ging. Hedenstad brachte das Leder scharf in den Strafraum. Zwar verpasste Bouhaddouz, doch am zweiten Pfosten lauerte Picault, der gerade noch so an den Ball kam. Leider war hinter seinem Versuch zu wenig Druck und damit keine Gefahr.
Extrem gefährlich war dann aber in der 61. Minute ein Freistoß von Buchtmann aus dem Halbfeld. Eine genaue Hereingabe von "Buchti" fand den Kopf von Sören Gonther. Der Kapitän stand goldrichtig und netzte wuchtig zum 2:0 für die Boys in Brown ein. Ganz wichtig! Nur zwei Minuten später hatten die über 2000 mitgereisten St. Pauliner gar den nächsten Torschrei auf den Lippen. Aus kurzer Distanz verzog Dudziak aber und so blieb es beim 2:0 für Braun-Weiß (63.).
Coach Lienen tauschte neun Minuten später das erste Mal und beendete den Arbeitstag von Picault. Dieser wurde von Ryo Miyaichi ersetzt. Die erste Möglichkeit in der Schlussviertelstunde war jedoch dem alten Personal vorbehalten. Flach, platziert und kraftvoll versuchte es Buchtmann. Toboll streckte sich und bewahrte die Gastgeber vor dem 0:3 und der Entscheidung.
Schon vor Ablauf der 90 Minuten gab es etwas auf braun-weißer Seite zu feiern. Cenk Sahin betrat zum ersten Mal als Kiezkicker den Rasen. Für ihn wich Sobota in der 81. Minute. Zum dritten und letzten Mal tauschte Lienen dann in der 86. Minute das Personal. Bouhaddouz, der nur Sekunden zuvor einen Elfmeter hätte bekommen müssen, hatte Feierabend und für ihn kam Marvin Ducksch.
89. Minute. Deckel drauf. Nach Pass von Choi war Ducksch völlig blank vor der Kiste der Lübecker und blieb eiskalt. Trocken und humorlos setzte er den Ball ins lange Eck und entschied die Partie dann endgültig. So zogen die Boys in Brown dann verdient und mit einem letztendlich ungefährdeten 3:0-Erfolg in die nächste Runde ein. Wochenenden haben schon schlechter begonnen.
VfB Lübeck
Toboll – Sievers, Wehrendt, Marheineke, Lindenberg - Weggen(83. Cemal), Nogovic – Thiel (68. Bohnsack), Noel, Maletzki – Ebot- Etchi
Trainer: Rolf Martin Landerl
FC St. Pauli
Heerwagen – Hedenstad, Gonther, Ziereis, Dudziak – Avevor, Buchtmann, Choi, Sobota (81. Sobota) – Bouhaddouz (86. Ducksch), Picault (72. Miyaichi)
Trainer: Ewald Lienen
Tore: 0:1 Hedenstad (16.), 0:2 Gonther (61.), 0:3 Ducksch (89.)
Gelbe Karten: Marheineke / Picault, Sahin
Schiedsrichter: Dr. Martin Thomsen
Zuschauer: 13.000 (ausverkauft)
(lf)
Fotos: Witters