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"Eine Auszeichnung für alle, die mitgearbeitet haben"

Für unsere Nachwuchsteams war es aufgrund der Corona-Pandemie ein besonderes Jahr: Die Saison 2019/20 wurde vorzeitig beendet und die aktuelle Saison 2020/21 Ende Oktober ausgesetzt. Wir haben mit Roger Stilz, dem Leiter unseres Nachwuchsleistungsteams, nicht nur über die Corona-bedingten Herausforderungen gesprochen, sondern auch über die erfreulich hohe Durchlässigkeit vom NLZ in den Profikader.

Hallo Roger, ein herausforderndes Jahr geht in Kürze zu Ende. Trotz aller Corona-Umstände war in diesem Jahr sicherlich sehr erfreulich, wie viele Talente den Sprung aus dem NLZ in den Profikader geschafft haben und auch zum Einsatz gekommen sind, oder? Jüngstes Beispiel für die gute Arbeit im NLZ ist Igor Matanovic.

Das stimmt. Igor hat seine ersten Schritte in der zweiten Liga gemacht, obwohl er noch jüngerer U19-Jahrgang ist. Finn Ole Becker ist als 2000er-Jahrgang bereits in der vergangenen Saison Stammspieler geworden. Das dürfen sich ganz viele Mitarbeiter*innen auch auf die Fahne schreiben. Igor ist seit der U10 bei uns, Finn Ole ist nicht viel später zu uns gekommen. Es ist eine Auszeichnung für alle, die mitgearbeitet haben. Man kann viel erzählen, am Ende geht es aber um Durchlässigkeit und dass die Jungs auch auf den Platz kommen. Ich würde mir wünschen, dass einige Talente mehr noch Minuten sammeln, es ist aber auch kein Wunschkonzert. Die Jungs müssen sich beweisen und eine gewisse Härte aneignen, um sich im Profikader durchzusetzen.

Was ist Deiner Meinung nach ausschlaggebend dafür gewesen, dass so viele Talente zuletzt den Sprung geschafft haben?

In den vergangenen Jahren war es so, dass wir ganz wenige Spieler verloren haben. Wir konnten viele Spieler von unserem Weg überzeugen und das war die Grundlage dafür, dass wir sukzessive mit ihnen arbeiten konnten. Darüber hinaus denke ich, dass wir bei unserem Personalschlüssel und damit auch bei der persönlichen Betreuung klare Konzepte, Strukturen und Muster geschaffen haben, sodass wir einfach nah an den Jungs dran sind und sie eng begleiten. Wir haben die verschiedenen Bereiche gestärkt und das ist der zweite wichtige Punkt neben der Tatsache, dass die Jungs bei uns geblieben sind. Die Bereiche Sportpsychologie, Athletik, Videoanalyse, Torwarttraining und Administration sind professioneller und damit auch besser geworden. Dementsprechend ist es auch kein Zufall, dass so viele Talente den Sprung geschafft haben.

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Im Video: Das komplette Interview mit NLZ-Leiter Roger Stilz__________

Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass die letzte Saison vorzeitig beendet worden war und die laufende Saison unterbrochen wurde. Dadurch mussten unsere Teams und Talente eine lange Pause einlegen. Der Entwicklung der Jungs tut das sicherlich nicht gut, oder? 

Wenn die Jungs mal einzelne Spiele verpassen, ist es für mich kein Problem. Pausen sind phasenweise auch mal gut, weil sie mit Fußball, Schule und Familie eine enge Taktung haben. Auch mal durchpusten zu können, ist deshalb nicht schlimm. Eine Zwangspause kann man dann auch für einzelne Themen nutzen, wie für ein spezifisches Athletiktraining und sportpsychologische Themen. Man muss nun allerdings sagen, dass es eine sehr lange Zeit ist und zum zweiten Mal ein solch grober Einschnitt in der Talentförderung da ist. Trotz des Wissens, dass es wichtigere Themen gibt, ist es aus rein sportlicher Sicht schade, dass die Jungs im Jahr 2020 ganz selten zum Spielen gekommen sind. Das müssen wir akzeptieren und wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Leicht ist es für die Jungs aber nicht.

Neben der U23 durften auch die U19 und U17 wieder das Mannschaftstraining aufnehmen. Kann das Training den Wettkampf kompensieren?

Auf Dauer nicht. Der Wettkampf am Wochenende ist nicht zu ersetzen, er ist auch eine emotionale Spitze. Man fiebert immer auf die Spiele hin und wenn man wochenlang immer nur vor sich hintrainiert, dann ist es einfach kein Ersatz. Trotzdem muss man die Jungs dahin bekommen und da versuche ich, viel mit den Trainern zu sprechen. Wir haben sehr gute Trainer, die das gut vermitteln können. Wir bearbeiten trotzdem unsere Themen und lassen nichts schleifen. Wir wollen da sein für die Jungs und einen Service bieten. Service ist ein wichtiges Wort in unserem Alltag. Wir wollen ein Angebot schaffen, damit sich die Jungs trotz der schwierigen Konstellation weiterentwickeln können.

Ein schwieriges und herausforderndes Jahr 2020 neigt sich dem Ende entgegen. Was wünscht Du Dir für das kommende Jahr im Allgemeinen und für das NLZ?

Allgemein ist es wohl der Wunsch, den jeder hegt. Dass die Pandemie abebbt, die Zahlen runtergehen, wir in unserem Alltag immer weniger eingeschränkt werden, wir wieder einen geregelteren Alltag haben und uns wieder begegnen können. Ich merke bei uns im NLZ, dass das Bedürfnis, sich normal zu sehen und normale Gespräche zu führen, immer größer wird. Unsere höchste Prämisse im NLZ ist die Talentförderung und Talententwicklung. Ich denke aber auch, dass es wichtig ist, dass wir eine Verantwortung für den Alltag der Jungs übernehmen. Ich sehe da eine gesellschaftliche und soziale Verantwortung. Es ist ganz wichtig, dass die Jungs eine Struktur haben und wir ihnen bei der normalen Wochenstruktur helfen. Das Training selbst ist ein ganz wichtiger Beitrag, den wir leisten sollten. Da versuchen wir, die Verantwortung wahrzunehmen und ich glaube, dass wir Trainer haben, die sich dessen auch bewusst sind. Das ist auch wichtig in den nächsten Monaten und dann hoffe ich, dass wir wieder in eine Regelmäßigkeit beim Training und bei den Spielen kommen. Es gibt größere und wichtigere Sachen, aber fürs NLZ wünsche ich mir diese Regelmäßigkeit und das unkomplizierte Treffen, das man sich wünscht.

Vielen Dank für das Gespräch, Roger!

 

(ms/hb)

Fotos: Witters

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