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FESTIVAL DER VIELFALT

Vom Liebestaumel zum Spielrausch? Einen Tag, bevor die vielleicht beste Saisonleistung der Kiezkicker mit einem überzeugenden 5:1 belohnt wurde, verwandelte sich die Gegengerade am Sonnabend (16. Mai) in ein „Liebesnest“ der ganz besonderen Art: Das „Fußball und Liebe“-Festival von 1910 e.V. in Kooperation mit KIEZHELDEN lockte neben über 150 Künstlern und Teilnehmern fast 5.000 Besucher ans Millerntor. Die Resonanz war überwältigend.

 

Das galt nicht nur für die Besucherzahl, denn auch das inhaltliche Konzept ging auf: Nicht nur die populären Music-Acts wie Le Fly, Dubtari und The Wakes oder bekannte Autoren wie Roger Willemsen, Frank Spilker oder Frank Goosen sorgten für großen Andrang. Ausnahmslos alle Angebote bei „Fußball und Liebe“ konnten sich ab dem frühen Nachmittag über großen Zuspruch freuen, von den Ausstellungen in der zukünftigen Museumsfläche und im Fanladen St. Pauli über den Stencil-Workshop im Museumsfoyer, das Refugee Football Match zwischen FC Lampedusa Hamburg und United Glasgow FC auf den Trainingsplätzen an der Feldstraße, das „Fußball und Liebe“-Kino in den Fanräumen und das Kinderprogramm bis hin zu den Literatur- und Talkbühnen in Ebene 1 der Gegengerade.

Gerade die Talkbühne, bewusst geschützt am Nordende der Gegengerade gelegen, unterstrich, dass Ernsthaftigkeit, Anspruch und Tiefe auf der einen und leicht zugängliche Unterhaltung auf der anderen Seite sich bei einem Fußballkultur-Festival keineswegs im Wege stehen müssen – jedenfalls nicht am Millerntor.

Viele Besucher suchten sich „ihre“ Festivalhighlights ganz gezielt im Programmheft aus und erschienen in Trauben, um FCSP-Keeper Philipp Heerwagen (Reisebericht aus Äthiopien), der internationalen Talkrunde „Football, Self-Organization and Social Movement“ sowie der Podiumsdiskussion „Mausi, weißt du überhaupt, was Abseits ist ?! Sexismus im Fußball – wo fängt es an?“ des Aktionsbündnisses gegen Homophobie und Sexismus zuzuhören.

Jede dieser Runden wäre einen eigenen, umfangreichen Nachbericht wert gewesen. Denkanstöße auch zum eigenen Verhalten am Millerntor (leider keinesfalls eine „Sexismus-freie Zone“ – und jeder Fan ist dazu aufgerufen, das zu verbessern!), gab es ebenso zuhauf wie Informationen über andere europäische Fanszenen wie etwa in der Türkei (wo fortschrittliche politische Impulse ganz wesentlich von Fußball-Fangruppen kamen und kommen) oder in Schweden, wo die Initiatoren von „Football fans against homophobia“ mit ihrem Engagement landesweite Schlagzeilen schrieben.

Vor dem „Aktionsbündnis“-Talk kam es außerdem zu einem zentralen symbolischen Moment des Festivals, als Dirk Brüllau (Aktionsbündnis / Queer Football Fanclubs – QFF / Queerpass Sankt Pauli) die erste Regenbogenfahne, die auf der Südtribüne des Millerntor-Stadions gehisst wurde, an Michael Pahl und Christoph Nagel für die Sammlung des zukünftigen FC St. Pauli-Museums übergab. Beide versprachen, das wertvolle Stück in Ehren zu halten und zu pflegen – nicht nur für 100, sondern für mindestens 1910 Jahre.

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