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Die Rückkehr der Gegengerade

Es war einer dieser magischen Millerntor-Momente. Ein Abend, an dem man schon vor dem Anpfiff merkte: Hier kann etwas Besonderes passieren. Die Kiezkicker gewannen nach starkem Auftritt mit 3:0. Aber an diesem Abend gab es noch mehr zu bestaunen: Die Rückkehr der Gegengerade.

 

Gegen Cottbus war besonders das "You`ll never walk alone" samt Schalparade beeindruckend. Gegen Köln gab es dann noch eine Lautstärkensteigerung. Doch so laut wie an diesem Freitag hatte man die Gegengerade (auch in der alten Version) lange nicht gehört. Volle Unterstützung über 90 Minuten inklusive Gänsehautmomenten. Und auch Historisches ist passiert. „Ich habe es noch nicht erlebt, dass die Gegengerade die Süd angesungen hat“, erzählt Paul vom Fanclub „Alte Schule“. Am Freitag gab es gleich drei Wechselgesänge mit der Süd. „Um eines aber gleich vorweg zu sagen: Wir sehen uns überhaupt nicht als Konkurrenz zu USP oder irgendeiner anderen Gruppe im Stadion. Für uns ist das eher befruchtend. Wir stimmen bei USP ein, USP bei uns. Aber auch die Leute im Norden oder auf der Haupt machen mit. Wir haben mit unserem Support nur ein Ziel: Es soll richtig laut werden am Millerntor“, erzählt Paul weiter.

Wir, das ist der Supportblock auf der neuen Gegengerade in Block D. Zu diesem haben sich die „Alte Schule“ und weitere Fanclubs wie „Ostblock“, „Roter Stern“, „Alte Meister“, „Schall und Rauch“ und andere Bezugsgruppen sowie viele Einzelpersonen zusammengeschlossen. „Jeder ist willkommen, der Bock darauf hat, mit uns die Mannschaft zu supporten. Wir sind keine geschlossene Gruppe. Jeder, der mitmachen will, kann das tun. Einfach in den Block kommen und mitmachen“, erzählt Paul. Kontakt findet man dann ohnehin recht schnell. „Ich habe allein bei den letzten Spielen so viele nette Leute kennengelernt, die genau wie wir Lust darauf haben, die Mannschaft zu unterstützen. Ich habe das Gefühl, dass wir mit der Idee ganz viele Leute angesprochen haben.“

Hierbei freut sich Paul über jedes neues Gesicht. „Wenn man ehrlich ist, war der Support auf der alten Gegengerade eher mäßig. Wahrscheinlich hat es daran gelegen, dass dort über Jahrzehnte die gleichen Leute waren, die dort alle eine Dauerkarte hatten. Jetzt haben wir aber 4.000 neue Fans auf der Gegengerade und das birgt eine unglaubliche Chance, diesen Roar neu zu entfachen. Da sind ganz unterschiedliche Leute dabei. Ganz junge Fans, aber dann auch welche, die über 40 sind, vielleicht früher schon mal auf der Gegengerade gestanden haben und immer noch Bock darauf haben, während des Spiels zu singen und anzufeuern.“

Vorsänger gibt es im Supportblock nicht, da kann jeder mal ein Lied anstimmen. „Beim Frankfurt-Spiel wurden gleichzeitig zum Teil drei, vier Sachen gesungen. Da kann man sich dann was aussuchen. Außerdem gibt es ja auch immer noch viele Impulse aus den anderen Stadionbereichen“, so Paul weiter. 

Aktionen für den Spieltag werden meist kurzfristig und spontan geplant. Fahnen, Luftballons und Konfetti sorgten beim Frankfurt-Spiel für ein schönes Bild ergänzend zur tollen Choreographie von USP auf der Süd. Paul: „Das ist ja das, was wir erreichen wollen. Jeder soll so supporten, wie sie oder er das möchte. Es geht wie gesagt überhaupt nicht darum, mit irgendjemandem in Konkurrenz zu treten, sondern vielmehr darum, die Vielfältigkeit der Fanszene zu zeigen.“

Derzeit planen die Leute aus dem Supportblock ein Treffen der verschiedenen Gruppen. „Damit wir uns und unsere Gruppen kennen lernen. Im zweiten Schritt werden wir sicher überlegen, was man noch alles so machen kann. Das Wichtigste ist aber: Die Leute machen mit, weil sie Lust darauf haben und nicht weil sie es müssen. Es ist komplett freiwillig und überhaupt kein Zwang. Das ist derzeit, glaube ich, das Entscheidende und birgt eine riesige Möglichkeit, hier etwas Außergewöhnliches zu schaffen.“

(cp)

Foto: Witters

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